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Die Leichtigkeitslüge

Autor Holger Noltze
Verlag sonstige
Seiten 294 Seiten
ISBN 978-3-89684-079-0
Preis 18,00

„Über Musik, Medien und Komplexität“ erläutert der Autor den Titel im „kleiner Gedruckten“ und definiert seine Ausgangsthese auf dem Umschlag wie folgt: „Beethoven, Bach oder Boulez sind schwierig. Im Kulturbetrieb gilt diese Musik als „E“ wie ernst und anspruchsvoll – und damit fast schon als unzumutbar. Jedenfalls für ein Publikum, dem man jede Anstrengung ersparen möchte … Gegen die Abspeisung mit Häppchen schlägt Holger Notze vor, die Nährwerte von Kunst und ästhetischer Erfahrung neu zu entdecken … (für) den furchtlosen Umgang mit Komplexität.“ „Leichtigkeitslüge meint, dass der grundsätzlich richtige Gedanke, Kunst bedürfe, weil sie ihrem Wesen nach komplex ist, der Vermittlung, in unguter Praxis dazu geführt hat, Vermittlung mit Vereinfachung zu verwechseln.“ (S. 9) Das zeichne sich auch ab an den Schülerzahlen der deutschen Musikschulen: „Wer überhaupt Klavier-, Gitarren-, Flöten oder Geigenunterricht hatte, darf sich schon zu den Privilegierten zählen. Deutlich ist der Zusammenhang erkennbar zwischen der Bildungsnähe bzw. Bildungsferne von Haushalten und der Bereitschaft (und der finanziellen Möglichkeit), privaten Musikunterricht zu bezahlen.“ (S. 57) Die Folge sei eben, sich dem „Leichten“ zu verschreiben: „Als Reaktion auf die kontinuierlichen Verluste des Stammpublikums, dessen gleichzeitige Überalterung … haben sich die Kulturprogramme fast durchweg die gleichen Rezepte verschrieben: weniger Wort, mehr Jugendlichkeit der Anmutung, weniger Fachlichkeit, mehr Begleitung … So wird das Radio gerade nicht zum Korrektiv des kontinuierlich verblödenden Fernsehens.“ (S. 100f.) Letztlich ist allerdings der Rezipient durchaus eigen verantwortlich: „Die Qualität dessen, was man bekommt, hängt wesentlich von der Kompetenz des Benutzers ab: … ich muss … dessen Zuverlässigkeit ungefähr einschätzen können.“ (S. 129) Und die Lösung? Auf S. 260 z.B. notiert der Autor: „Gute Vermittlung dürfte demnach die Begegnung mit Komplexität gerade nicht vermeiden; sie müsste allerdings der Selbstunterforderungsmechanik entgegen wirken, etwa der Angst vor dem Nichtverstehen … Und wer es leid ist, sich gegenüber den Experten für sein Laientum zu entschuldigen, geht dann eben nicht mehr hin.“ – Schönes Beispiel übrigens für die klassische Kombination aus Forderung und Förderung, die uns Weiterbildnern ja so nahe liegt, ist das Magazin „Crescendo“, das Interessierte bei Konzerten, in Bibliotheken oder auch bei gehobenen Ticket-Services gratis finden und inzwischen (als Premium-Version mit Hör-CDs und erweitertem Inhalt) auch abonnieren können, siehe www.crescendo.de. Oder aufseiten bildender Kunst die neue Plattform für emerging artists ARTcoming, siehe www.artcoming.de – mit kurarierter wie couragierter Kunst …

Hanspeter Reiter