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Die Liebeshandlung

Autor Jeffrey Eugenides
Verlag sonstige
ISBN 9783498016746

Der deutsche Titel „Die Liebeshandlung“ ist eine Übersetzung des englischen Titels „The Marriage Plot“, einer literarischen Figur verwickelter „Liebeshandlung“ im Geiste von Jane Austen, George Eliot und James, in dem sich die weibliche Hauptperson geistig-seelisch zu Hause fühlt und in einem – scheinbaren – Gegensatz zu den unromantischen „Fragmente einer Sprache der Liebe“ von Roland Barthes steht. 

Der Roman spielt – erkennbar an diskutierten Themen – in den 1980er Jahren, und seine drei Hauptpersonen, aus deren Perspektive jeweils erzählt wird, sind Madeleine (studiert Literaturwissenschaft), Mitchell (mehr oder weniger Religionswissenschaften) und Leonard (Biologie, Literatur, Religion). Sie sind alle Anfang 20, mit dem College gerade fertig und bemühen sich, jeder auf seine Weise und doch miteinander verwoben, darum, mittels Stipendium weiterstudieren zu können oder eine Anstellung zu finden.  

Die Persönlichkeiten haben eine grundlegend verschiedene Weltausrichtung und sind doch durch das Band von Liebe miteinander verstrickt. „Die Liebeshandlung“ ist nicht eine, sondern drei; denn alle drei Protagonisten leben ein grundverschiedenes Lieben und zeigen di die je individuelle Weise des Liebens folgerichtig unterschiedlich.

 The Marriage Plot ist die eine, vielleicht die intendierte Hauptlesart. Doch die Lektüre erfasste nur einen Teil des Romangeschehens, wenn man den Plot als einzige Lesart wählte. Eine zweite, die nahe liegt, hängt mit dem „Erwachsenwerden“ in einem Sinn zusammen, der sowohl das Verstehen von sich selbst als auch – als Abwendung von der egozentrierten Lebenssicht, vor allem der beiden jungen Männer – des anderen: des Liebespartners als konkretem anderen, und in Mitchells Fall, auch „des Anderen“ als unbestimmtes alter ego erfasst. Verwickelt und verzwickt sind nicht nur die Beziehungskonstellationen, sondern auch – für Heranwachsende, für junge Erwachsene typisch – innerpsychisch und animiert Überlegungen zu sozialpsychologischen Konstanten und Spezifika in der menschlichen Entwicklung.  

Im ersten Drittel des Romans findet der literarisch interessierte Leser zahlreiche Inspirationen für Lektüreempfehlungen, sowohl in der romantischen als auch in der Richtung postmoderner Literaten. Die Gesprächssequenzen, die daran anknüpfen, die Diskussionen mit Kommilitonen sowie einige Auswirkungen der Lektüre auf das Denken und Fühlen, auf Irritationen und Fragestellungen, auf Habitus in Sprache und Lebensgestaltung sind anregend und amüsant zu lesen. Die Rolle von Literatur nimmt im Verlauf des Romans ab, zugunsten der Konkretisierung der Liebeshandlungen, die eng verflochten sind mit den jeweils individuellen Erfahrungen, Erlebnissen und deren Reflexion.   

Lassen Sie sich überraschen; denn in diesem Roman finden Sie neben den zum Nachdenken wie zum Schmunzeln verführenden Passagen auch unerwartete Wendungen: in inneren Dialogen, in Eigentümlichkeiten der Charaktere, in Erlebnissen und Handlungen. Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann