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Die marmornen Träume

Autor Jean-Christophe Grangé
Verlag Tropen
ISBN 978-3-608-50171-1

„Der Meister der französischen Spannung: so episch und böse wie nie!“ – und das auf annähernd 700 Seiten, wow! Und schon mal dies als Trigger-Warnung: Nix mit „Marmor, Stein und Eisen bricht…“, obwohl Beziehungen durchaus eine Rolle spielen – vermiedene, vorhandene, ehemalige… Vielmehr zeigt sich rasch:

Der Zweite Weltkrieg naht mit Riesenschritten
…und ereilt die Protagonisten letztendlich… Doch langsam, Schritt für Schritt: „Berlin 1939: Während die Welt dem Grauen des Zweiten Weltkrieges entgegenblickt, treffen sich die schönen Damen der Nazi-Elite zum Champagner im Adlon. Sie scheinen unantastbar. Bis an der Spree eine brutal zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Sie war eine von ihnen, und die Spur des Täters reicht bis in die obersten Führungskreise des Regimes. Jean-Christophe Grangé mit seinem ersten historischen Berlin-Thriller: eine erbarmungslose Jagd in den finstersten Abgründen der menschlichen Existenz. Simon Kraus ist ein brillanter Psychoanalytiker und Traumforscher. Und er ist ein gerissener Gigolo: Erst verführt er seine Klientinnen, allesamt Ehefrauen hochrangiger Nazi-Funktionäre, dann erpresst er sie für sein Stillschweigen. Ein lukratives Geschäft. Doch eines Tages sucht ihn der SS-Offizier Franz Beewen auf: Eine von Kraus’ Klientinnen wurde grausam ermordet. Sie gehörte zum Wilhelmklub, einem illustren Zirkel reicher Nazi-Frauen, der jeden Tag im Hotel Adlon zusammenkommt. Während Simon Kraus im Adlon unauffällig seine Kontakte spielen lässt, werden weitere Frauenleichen entdeckt. Unversehens gerät Kraus immer tiefer in die Ermittlungen der Gestapo gegen den brutalen Mörder – und mit ihm die Psychiaterin Minna von Hassel, die mit ganz eigenen Dämonen ringt. Gemeinsam müssen sie erkennen, dass das Böse bei Weitem nicht nur dort lauert, wo man es vermutet.“ Eine höchst ungewöhnliche Personen-Konstellation also, durchaus „zeitgemäß“, gerade zu den Themen der Zeit passend:

Alles Nazis oder was?
Die Nazi-Zeit brachte eine üble Fülle an Ungeheuerlichkeiten, auch kaum bekannte oder inzwischen längst verdrängte – auch und gerade in der Ärzteschaft. Details? Die verkneife ich mir, sonst entfiele vieles der überraschenden Momente in der Spannung – Spoiler-Alarm! Doch im Zentrum dieser spinnengleichen Geschehnisse steht eben dieses Trio mit durchaus fragilen Verbindungen, angespannten Beziehungen und gefährlichen wie gefährdeten (und gefährdenden!) Aktivitäten, im Spannungsfeld brutaler Gewalt und starker krimineller Energie einerseits, überraschend empathischem Handeln andererseits: Ein sehr lesbarer historischer Thriller, der neben geschickt strukturierten Spannungsbögen auch viel interessante Infos bietet, die nachdenklich machen (sollten) … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter