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Die Mauer

Autor John Lanchester
Verlag Klett-Cotta
ISBN 978-3-608-96391-5

„Migration, Klimawandel, Brexit – der Roman der Stunde“ überschreibt der Verlag den Rücktitel-Text. Darum genau geht es bei der Mauer: Die Einwohner (Britanniens) vor „den Anderen“ zu schützen, die von der Meeresseite kommen – schließlich ist das eine Insel…

Ab-Wehrdienst
… hat da jeder zu leisten, wohl mit Ausnahme der „Elite“. Denn „In Großbritannien gilt das Gesetz des Stärkeren. Das Land ist von einer hohen Mauer umgeben, die von den Bewohnern um jeden Preis gegen Eindringlinge verteidigt wird. Während in England der Brexit vorbereitet wird, legt Bestsellerautor John Lanchester einen brisanten neuen Roman vor.“ Wobei der Brexit ja im Grunde auch eine Mauer gegen Eindringlinge ist, eine virtuelle … Und das ist die Geschichte, kurz gefasst: „Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an, die England seit dem großen Wandel umgibt. Er gehört nun zu jener Gruppe von jungen Menschen, die die Mauer unter Einsatz ihres Lebens gegen Eindringlinge verteidigt. Der Preis für ein mögliches Versagen ist hoch. Schaffen es Eindringlinge ins Land, werden die verantwortlichen Verteidiger dem Meer – und somit dem sicheren Tod – übergeben. Das Leben auf der Mauer verlangt Kavanagh einiges ab, doch seine Einheit wird zu seiner Familie, und mit Hifa, einer jungen Frau, fühlt er sich besonders eng verbunden. Gemeinsam absolvieren sie Kampfübungen, die sie auf den Ernstfall vorbereiten sollen. Denn ihre Gegner können jeden Moment angreifen. Und die sind gefährlich, weil sie für ein Leben hinter der Mauer alles aufs Spiel setzen.“ Was schließlich auch passiert, nach einigen ersten Monaten scheinbarer Ruhe …

Perspektiven-Wechsel
Verteidiger also, das ist Kavanagh, der sich bald in seine Truppe integriert, als Protagonist, anhand derer der Autor sein Szenario erlebbar macht, Identifikations-Figur für die Leser. Denn „John Lanchester geht in seinem neuen Roman alle Herausforderungen unserer Zeit an – Flüchtlingsströme, wachsende politische Differenzen und die immer größer werdende Angst in der Bevölkerung – und verwebt diese zu einer hochgradig spannenden Geschichte über Liebe und Vertrauen sowie über den Kampf ums Überleben.“ Wozu auch Kavanaghs Spitzname „Yeti“ passt, den er nach dem Erzählen einer Anekdote erhält… Leser erlebt mit, wie sich nach und nach die Perspektive des Erzählten verändert. Zunächst geht es (auch) darum, wie das Umfeld reagiert, welche Träume die Betroffenen haben (siehe etwa. 97ff.). Wie gehen die Verteidiger damit um, zwei Jahre (zwangs)verpflichtet zu sein, siehe „… die Mauer. Das Leben, das sich zuvor noch wie die konkreteste, wirklichste Sache angefühlt hatte…“ (S. 175). Und wie sich schließlich nach und nach das Verständnis dreht, als die Rolle zu tauschen ist – mehr zu verraten käme einem Spoiler gleich. Soviel sei verraten: Mehrfach hat Yeti sich in veränderte Situationen zu adaptieren. Plus ein offenes Ende mit Chancen… HPR Siehe auch seinen Roman „Kapital“, von mir besprochen hier: https://www.gabal.de/medien/rezensionen/kapital/
www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter