Die missbrauchten Liebesbriefe
Autor | Gottfried Keller |
Verlag | Input |
ISBN | 978-394-190558-0 |
Gottfried Kellers Novelle aus dem Jahr 1860 ist weniger bekannt als etwa der Roman „Der grüne Heinrich“, so dass die Wahl, diese Novelle, die häufig als Komödie bezeichnet wird, erfreulicherweise als Band 24 in die bibliophile Reihe „Perlen der Literatur“ aufgenommen wurde.
Komödienhaft angelegt ist die irrtümliche Annahme, die Liebesbriefe seien von der Gattin des Protagonisten verfasst – und selbstredend entzündet sich daran nicht nur Verwechslungskomik, sondern auch eine Liebesgeschichte ebenso wie eine in Tragik mündende Ehe. Gottfried Keller gewährt dem Leser Einblick in eine Sprach-, Denk- und Einstellungstypik, die uns heutzutage gleichzeitig fremd und vertraut ist, je nachdem, auf welchen Strang die Aufmerksamkeit liegt: auf dem schriftstellerischen Werk (oder „Ergüssen“) des Ehemanns Viktor Störtelers, einem erfolgreichen Geschäftsmann mit literarischen Ambitionen; dies wird sowohl im inneren Dialog, in Zusammenkünften mit anderen Literaten ironisch geschildert und erweitert um die Metaebene des Typus Schriftsteller. Oder auf die Beziehung zur Gattin und die – zum Teil märchenhafte – Entwicklung der Liebesbeziehung, die nach der Scheidung vom Gatten ihren glücklichen Verlauf nimmt. Ein weiterer Strang betrifft das Leben des Herrn Störtelers mit seiner neuen Gattin, das weniger märchenhaft als in der Färbung des Tragischen und dies lakonisch skizziert wird. Schwärmerisches, Selbstüberschätzung, überkompensierender Lebensstil und das Erkennen wahrer Hingezogenheit – all dies liest sich amüsant in dieser kurzen Novelle. Rez. Dr. Regina Mahlmann www.dr-mahlmann.de www.gabal.de