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Die New York Trilogie

Autor Paul Auster
Verlag rororo
ISBN 978-3-499-01450-5

Die Trilogie„Stadt aus Glas / Schlagschatten / Hinter verschlossenen Türen“ zusammen gefasst, als Taschenbuch neu aufgelegt, quasi zum Ableben des Autors – auf gut 400 Seiten…

Who is who?
…oder wie hältst du´s mit deiner Identität, das könnte(n) hier die Frag(en) sein… Denn es scheint so, dass der Autor selbst (namentlich ebenfalls auftauchend, in anderer Rolle…) sich hier mal hinter der einen, mal hinter einer anderen Person versteckt: „Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen: Jeder dieser drei Romane der «New-York-Trilogie» wirkt zunächst wie eine klassische Kriminalgeschichte. Alle drei ziehen den Leser mit raffiniert ausgelegten Ködern in ihren Bann. Aber bald scheinen die vordergründig logischen Zusammenhänge nicht mehr zu stimmen. Täter werden auf rätselhafte Weise zu Opfern, Verfolger zu Verfolgten. Schritt für Schritt wird auch der unabhängige Beobachter, ob Leser oder Detektiv, in ein Spiel mit seinen eigenen Erwartungen verstrickt.“ Und so in unterschiedlichen Rollen auftretend, worauf sich der Autor gar expressis verbis bezieht, in der dritten Story, zugleich auf frühere Geschehnisse Bezug nehmend: „Diese drei Geschichten sind letztlich die gleiche Geschichte, aber jede steht für ein anderes Stadium, in dem mir bewusst wurde, um was es geht“ (S. 388). Apropos Autor, wie ist das mit Pseudonym, wer steckt hinter wem usw. (S. 312f.)?!

Detektive
…oder als ob ein solcher haben je ihre Rolle: Wie wird man das, was gehört dazu, auch darüber reflektiert manch einer (gleich Quinn S. 15f.) – und was fängt ein Private-Eye mit den mühsam erlaufenen, recherchierten, gewonnenen Informationen an, außer sie in einem Bericht zu formulieren (S. 371ff.)?!. Doch hier wird viel mehr geboten, sei es Historisches (z.B. Kaspar Hauser und diverse Vorläufer S. 49ff.), vermixt mit Sprachlichem (Babel & Co., S. 68ff.), wiederum auf Geschriebenes referierend (und Bewegung, siehe Buchstaben „erlaufen“, S. 96f. und drumherum) – und vielerlei Literarisches, das Paul Auster einbindet, siehe wiederkehrend Don Quijote (S. 134f. usw.): Dessen Kampf gegen Windmühlen zieht sich im Grunde auch durch die Trilogie, weil handelnde Personen das konkrete Ziel vergebens zu fassen versuchen… Walden und sein Autor haben ebenfalls mehrfach Auftritte (S. 216f. usw.), Protagonisten darüber reflektieren, gar philosophieren lassend. Kommunikation kommt hinzu, etwa beim Argumentieren und Vertreten von Positionen (der junge Fanshawe mit seiner Mutter S. 280f. usw.)… Und dann seine Wortspiele, etwa rund um Farben entlehnten Nachnamen (Black & White & Blue etc., siehe etwa S. 194), fein! Das Ritual „Briefkasten leeren“ (S. 313f.) hat mich an mein eigenes Verhalten in früheren Jahren erinnert, wenn´s um den Post-Eingang von Versand-Bestellungen ging, noch analog, als Marketing-Mann einer Versandbuchhandlung: fast schon manisches Ritual  – alte Zeiten, soifz… Apropos, wie ehrlich sind Ergebnis der Marktforschung (S. 328ff., gefälschte Interviews – passend zu einem Artikel über „repräsentative Umfrage-Ergebnisse“ in der FAS vom 08. Juni, gerade quasi parallel gelesen…). – Ein gelungenes Verwirrspiel, das zu vielerlei Selbst-Reflexion anregen mag – und Impulse diverser Art bietet! Wie auch einen Zugang zu diesem Autor. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter