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Die rhetorische Kraftkammer

Autor Martin Dall
Verlag Linde
ISBN 978-3-7093-0476-1

„Überzeugen mit starken Reden und prägnanten Wortmeldungen“ bringt der Autor dem Leser in vier Stationen nahe, auf seiner Reise durch die Rhetorik-Lande: Publikumsorientierung – Story und Struktur – Wirksame Sprache – Persönliche Präsenz, abschließend gefolgt von „Die Grenzen der Rhetorik oder: Wann Sie beser keine Rede halten.“ (S. 251ff.) Zur Publikumsorientierung (der „Empfänger-Orientierung“ entsprechend, wenn es um Kommunikation generell geht) gehört naturgemäß ein Zielgruppen-Check (S. 28f., mit Arbeits-Tabelle). Eingesprengselt sind eine Art Affirmationen oder zusammenfassende Phrasen (= Teil- oder Kurzsätze), siehe (S. 31): „Führen Sie Ihr Publikum mit Ihren Worten von einem Punkt A auf möglichst gerader Linie zu Punkt B.“ – was ich gerne mit „direttissime“ bezeichne, in meiner typisch Kurz-Merk-orientierten Weise. Dall ist darin anders, nämlich pointiert und dennoch ausführlich genug, seine Leser unterschiedlicher Art geschickt zu adressieren – so wie er es von ihnen „erwartet“, wenn sie die Lektüre inhaliert haben und ab in die Bütt gehen (die Bühne bei Kölner und Mainzer Karnevals-Reden, wenn ich recht erinnere). Den „gelungenen Start“ (S. 56ff.) fokussiert der Autor mit einer A-Alliteration: Publikum Abholen – Anlass klarstellen – Agenda einführen – Aufmerksamkeit wecken, benannt als „Ziehen Sie die richtigen Register“. Dies wird ausführlich diskutiert, wie alle angeführten Empfehlungen des Buches. Unterschiedliche Vorgehensweisen im Hauptteil (Dramaturgie!) findet Leser S. 90ff. auch grafisch dargestellt, war wirksamer ist als rein verbales Präsentieren J … Und im Finale heißt es: „Servieren Sie die Essenz“ (S. 92ff.). Aus dem allseits bekannten (und gar zu häufig bemühtem) Elevator Pitch macht Dall den „Business Pitch“ (S. 102ff.) in 6 Stufen zu je 3 Sätzen à 10 Sekunden, womit wir in Summe bei ca. 3 Minuten landen – jedenfalls realistischer als die 30-60 Sekunden des Elevator Pitch. Und damit für den Anwender leichter nachvollziehbar – womit die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Idee umgesetzt wird! Kapitel-abschließend gibt es einen „10-Punkte-Trainingsplan“, fürs folgende Kapitel eine Einführung, hier: zu „Wirksame Sprache“, siehe „Bilder  im Kopf“ (S. 127ff.). Die Varianten dafür stellt Autor dann auch ausgiebig (und dennoch prägnant) dar (S. 153ff.) „Sprachliche Bilder“, mit konkreten Beispielen – und dann verlängert mit „Erzählen Sie Geschichten“ (S. 161ff.). Es geht ja auch ums Debattieren – da hilft manches Mal „Varianten unfairer Angriffe und wie Sie sie abwehren“ (S. 206ff.), mit diversen praktischen Beispielen, siehe „Tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie bitte wiederholen, was Sie gerade gesagt haben?“ – übrigens auch in anderen Kommunikations-Situationen hilfreich, siehe: Reklamationen! Ein Eselsohr hat mein Buch-Exemplar jetzt auch S. 220f., dort sind „Die Top-10-Killerphrasen“ tabellarisch erfasst, mit 3P: „Präzisierung – Person annehmen – Paraphrasierung“, auch das z.B. für Verkaufsgespräche gut nutzbar: Rhetorik ist sooo vielseitig … Ein letztes noch, aus dieser wahren Fülle an Ideen und Anregungen: S. 241f. „Energieventil 3: Modulation der Stimme“ – denn nur mit der ist Rhetorik möglich! – Wo LeserIn sich im Buchverlauf gerade aufhält, kann er/sie übrigens prima mithilfe einer Art „Daumenkino“ verfolgen: rechts unten in der Ecke ist die Station mit Thema benannt …

Hanspeter Reiter