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Die Strahlen des Herrn Helios

Autor Meike Stoverock
Verlag Klett-Cotta
ISBN 978-3-608-98666-2

„Ein Fall für Skarabäus Lampe“ könnte eine interessante Serie eröffnen, anzusiedeln wohl bei Fantasy, geeignet für eine All-Age-Leserschaft. Gut 250 Seiten spannende wie unterhaltsame Lektüre mit ein wenig anderen Ermittler-Figuren, Tiere halt…

Tierisch schlau
….ist hier weniger der Fuchs, wenn auch er durchaus einen figürlichen Auftritt hat – einen höchst zentralen, wie sich heraus stellt plus für den aufmerksamen Leser sich früh andeutet: „In einer Welt voller ungewöhnlicher Phänomene, in der Tiere aufrecht gehen und Kleider tragen, stellt sich einer dem Verbrechen entgegen: Der Hase Skarabäus Lampe ist ein genialer Detektiv, analytischer Kopf und ganz nebenbei auch Hobby-Entomologe. Im Mittelpunkt seines ersten Falles steht ein grausames Verbrechen in einem kleinen Wanderzirkus. Die städtische Polizei stößt mangels ordentlicher Ausstattung und fehlender Weitsicht wie üblich an ihre Grenzen, so dass Skarabäus einmal mehr helfen muss, Licht ins Dunkel zu bringen. Der Löwe Helios, Direktor eines Wanderzirkus, wurde ermordet und die Umstände seines Todes sind so seltsam, dass Skarabäus Lampe schnell klar wird: Dahinter steckt mehr als die drohende Auflösung des Zirkus, wie die Polizei vermutet.“ Denn nur ein Teil der Zirkus-Brigade hatte den angestoßenen Verkauf zu fürchten …

Ideenreich und elaboriert
…kommt manch Inhalt daher, etwa mit dem Briser (S. 17f. etc.), einem Atemgerät für Fische an Land, nette Idee. Oder olfaktorische Farben für die Hauptfigur Lampe, der offenbar Synästhet ist (S. 35f. etc.). Da gibt es einen Diskriminierungsverbot, das etwa Ratten schützen soll (S. 67f. z.B.), Skarabäus ist auch noch (Hobby-)Entomologe, was ihm natürlich beim Ermitteln hilft (und was er irgendwie auch noch im Vornamen trägt  …), siehe S. 99ff. usw. Es gibt eine Fledermaus-Staffel, die man sich im Menschen-Universum vielleicht als mechanische Drohnen-Staffel vorstellen kann, die mit einem Ortungs-System ausgestattet ist (S. 146f.). Natürlich ist Fleisch-Essen verboten (S. 196f.) – und der Ermittler hat eine Marotte, die an Columbo, Monk und andere menschliche Detektive erinnert, vor allem an Hercule Poirot: Der erklärende Monolog zum Abschluss …

Bunte Zirkuswelt
…mal aus der Sicht der dort aktiven Tiere. Doch die sind fast allzu menschlich, wenn auch nur teils berechenbar, was Verhalten und Beziehungen angeht: „Zwischen bunten Zelten und schummrigen Schaustellerwagen liegt vieles im Schatten und nach und nach findet der Meisterdetektiv heraus, dass jeden der »Freaks« eine ganz eigene Geschichte mit dem Direktor verband. Doch welche reicht für ein Mordmotiv? Bei seinen Ermittlungen wird der Detektiv unterstützt von seinem ehemaligen Kindermädchen Helene Pick, sowie dem kleinen Straßenkater Teddy, den Lampe wie einen Sohn liebt, was er aber nie zugeben würde. Als Teddy mitten in den Ermittlungen entführt wird, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und der nüchterne Verstand des Detektivs gerät an seine Grenzen.“ Eine vergnügliche Geschichte, wenn sie auch einen Mord beinhaltet. So gesehen, ein Fantasy-Krimi, in der einen oder anderen Hinsicht a bissal was von Dschungelbuch oder auch Alice im Wunderland andeutend, zumindest Augen zwinkernd. Die tierischen Charaktere sind dabei fein gezeichnet, teils Cartoon-artig überzeichnet – und im Grunde immer sympathisch, selbst als Bösewicht. Leser freue sich darauf! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter