Die Systemisch-dynamische Organisation im Wandel

Wer die Landschaft systemischen Denkens erstmals betritt, wird dank einer sehr verständlichen Sprache, eingängiger Erläuterungen und zahlreicher Beispiele mit einigen Hauptfiguren systemisch-dynamischen Denkens rasch vertraut.

Die übersichtliche Gliederung in 6 Kapitel erleichtert die Orientierung im Gelände. Sie ordnen Diskurs und Praxis systemischer Organisation ein, fassen relevante Erkenntnisse von Wahrnehmen, Denken, Bewusstsein, Lernen und System unter konstruktivistischem Vorzeichen zusammen. Die Autoren skizzieren die Grundlagen ihres Systemverständnisses, beziehen dies ihr „Kernmodell“ einer systemisch-dynamischen Organisation, erläutern Folgerungen für Führung und Organisationsdesign und bieten Anregungen, wie mit den von Ihnen vorgestellten „Instrumenten“ praktisch in Beratung und Training gearbeitet werden kann. 

Auf der in der Metaphorik der Reise oder Expedition gehaltenen erhält der Leser auch fast en passant, in Nebensätzen, wertvolle Denkanstöße – und zahlreiche Möglichkeiten, seinen kritischen Geist zur Überprüfung des Dargestellten zu aktivieren. 

Nach der Lektüre des Buches sollte indes jeder, der sein Wissen um Systemtheorie vertiefen möchte, zu anderen Büchern greifen. Denn den informierteren Leser irritiert die Einfachheit der Sprache (und Gedankenführung) zuweilen als zu wenig präzis und fast nebulös; etwa wird der Begriff „Energie“ inflationär verwandt, wo es beispielsweise um Kommunikation geht, die soziale Systeme bildet; die Literaturhinweise befördern den Eindruck, dass fachliches Studium (auch wissenschaftsnaher Veröffentlichungen) zu Gunsten von eher dem esoterischen „Feld“ nahe stehende Autoren (z.B. Sheldrake) vernachlässigt wurde. Zwar finden sich der eine oder andere „Klassiker“, der zur Begründungsgeneration der Popularität von Systemdenken gehört; aber die Hinweise bleiben oft hohl und fallen durch die Abwesenheit genauer Quellenangabe auf. Das ist zumindest ungewöhnlich und macht das Nachschlagen, -lesen und –prüfen nicht einfach. 

Was das Buch durchaus leistet, ist, einen Priming-Effekt zu erzielen. Es bahnt das Denken in Richtung systemisches Denken, ohne den „Einsteiger“ durch die nicht immer simple Systemsprache mit ihren feinsinnigen Differenzierungen in Denkbewegungen zu überfordern. 

Hanspeter Reiter, www.reiter-medienconsulting.de, www.dialog-profi.de

Hanspeter Reiter