Skip to main content

Die verkaufte Demokratie

Autor Christian NÜrnberger
Verlag Ludwig
ISBN 978-3-453-28070-0

„Wie unser Land dem Geld geopfert wird“, so „begründet“ der Autor im Untertitel seine These. Eine durchaus persönliche Geschichte, streckenweise fast autobiografische Züge annehmend: Nürnberger hat am eigenen Leib erlebt, wie Mandate vor Wahlen innerparteilich bereits mehr oder weniger so vergeben werden, dass ein gut vernetzter Kandidat beste Chancen hat, so oder so ins jeweilige (Landes- oder Bundes-)Parlament oder in den Gemeinde- bzw. Stadtrat einzuziehen. Schließlich hat er selbst sich breit schlagen lassen, in Franken für die SPD zu kandidieren, nachdem er jahrzehntelang als Journalist primär von Zuhause aus gearbeitet und die Kinder „aufgezogen“ hat, während seine Frau (Petra Gerster, siehe z.B. „heute“ im ZDF) mehr außer Haus tätig war. Doch nun waren die Kinder aus dem Haus … Er scheiterte, und diese Geschichte ist eine von vielen in diesem Buch, in dem es hierum geht: „Es ist ein schleichender Raubzug im Gang, und die Beraubten sind: wir alle. Als Beute einkassiert wird: die Demokratie, die Aufklärung, die Zivilgesellschaft. Statt dessen bekommen wir: den totalen Markt; eine rücksichtslose Interessenpolitik zu Lasten des sozialen Zusammenhalts; ein verfallendes Land, in dem Rechtspopulisten, religiöse Eiferer, alte und neue Nazis fruchtbaren Boden für ihre Parolen finden; die Aufkündigung des friedlichen Zusammenlebens weltweit. Das alles ist nicht plötzlich über uns gekommen, es ist ein Prozess, der vor über dreißig Jahren begann, planvoll und zum Nutzen einiger weniger. Eine scharfe, sehr genaue, mitreißend zu lesende Analyse über die dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen der letzten drei Jahrzehnte – Veränderungen, an die wir uns fast schon gewöhnt haben. Fast. Noch können wir uns wehren.“ Und das tun mehr und mehr Mitbürger (statt Wutbürger zu sein), siehe in der aktuellen Flüchtlings-Debatte, die jetzt (im Sommer 2015) besonders stark hochkocht. Bedauerlicher Weise ist dieses Buch also auch ein zeitloses, zeitgemäß bedeutsam ist es eh … Lesen! HPR

Hanspeter Reiter