Die Wissenschaftslüge
Autor | Ben Goldacre |
Verlag | sonstige |
Seiten | 432 Seiten |
ISBN | 978-3-596-18510-8 |
Preis | 9,95 |
Da gibt´s einen Rundumschlag, denn der Autor nimmt „beide Seiten“ ins Visier, wenn´s ums Gesundwerden geht: Einerseits die Pharmaindustrie in Verbindung mit Schulmedizin, andererseits die Naturheilkunde – immer geht es um „pseudo-wissenschaftliche Versprechungen“. Placebos, Nocebos und Wertigkeit von Studien (resp. deren Manipulierbarkeit) nimmt er aufs Korn wie auch Nebenwirkungen und deren höchst gefährliche Folgen mancher (vieler?) Medikamente. Dabei riskiert er durchaus Blicke in die Geschichte und belegt seine Sicht der Dinge zudem mit höchst konkreten Fallbeispielen, bekannten wie (dem Laien jedenfalls) weniger bekannten. So kritisiert er (S. 82ff.), dass auf das „Verblinden“ von Studien verzichtet werde, obwohl es nichts (extra) koste, um damit Beeinflussung der Beteiligten (etwa Ärzte) auszuschließen. Placebo-Erklärungen als solche könne durchaus „wohltuend sein für den Patienten“ (S. 113), doch müsse dann teure Medikation dafür eingesetzt werden (siehe „die Kügelchen“ mit einer Verdünnung des Wirkstoffs, die lt. seiner Rechnung die Verdünnung der Materie im Universum um ein Vielfaches schlägt)? So stellt er auch die Wirkungen infrage, die etwa den Omega-3-Ölen nachgesagt wird (Legasthenie, ADHS….) – und zweifelt vor allem die Vielfalt an Wirkung an, die „man“ vielerlei Fettsäuren und Vitaminen nachsagt (S. 193ff.). Was alles mit Studien angestellt (resp. verschwiegen und verbogen) werden kann, damit befasst er sich ausgiebig, z.B. S. 230ff.: Nur Ausschnitte zitieren und Negatives weglassen; in mehrere Einzel-„Studien“ zerlegen und unterschiedliche Cluster (aus der selben Testmenge!) bilden; Ergebnisse lieber nicht veröffentlichen und die Studien in der untersten Schublade verschwinden lassen…Auch der Einfluss der anderen Teilnehmer in Gruppenversuchen spielt eine entscheidende Rolle (S. 288ff. über „konformes Verhalten“): Derlei Passagen sind interessant weit über das eng gefasste Medikations-Thema hinaus, gerade für Trainer, Berater – und allgemein Soziologen und Wirtschaftspsychologen. Die starke Rolle der Medien, die sie selbst einnehmen oder zu der sie sich vereinnahmen lassen, kommt immer wieder ins Spiel, etwa bei der Amalgam-Frage (S. 382ff.). Alles in allem: „Ben Goldacre entlarvt mit so viel Witz wie Wissen die zweifelhafte Wissenschaft hinter vermeintlich geprüften und bewiesenen Fakten und zeigt uns, wie wir mit eigenen Mitteln schlechte von guter Wissenschaft unterscheiden können.“ Dabei schreckt er vor eigenem Einsatz kaum zurück, wie diverse zitierte Auseinandersetzungen mit (nach dortiger Darstellung) wahren Scharlatanen belegen, übrigens zumeist in der britischen Heimat des Autors, doch auch darüber hinaus…