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Digitaler Burnout

Autor Alexander Markowetz
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-27670-9

Juniorprofessor Alexander Markowetz nimmt eine im Rahmen des 2012 an der Universität Bonn gegründeten „Menthal-Projekt“ entwickelte App, deren Anwendung und Auswertung, zum Anlass seiner Überlegungen. Die App, seit 2014 online und von über 300 000 Teilnehmern genutzt, protokolliert, wie eine Person ihr Smartphone nutzt. Die Auswertung basiert auf der Auswertung von 60 000 Nutzern.

Die Zahlen, die Auskunft darüber geben, wie oft Nutzer zum Smartphone greifen und wofür, dienen dem Autor als Basis, von Digitalem Burnout zu sprechen. Leider werden Design, Methode und Ergebnisse nicht systematisch dargestellt; ebenso wenig sind sie an einem Ort im Buch zu finden. Vielmehr streut der Autor die eine oder andere Zahl (manche in vielfacher Wiederholung) in den Text ein, so dass man suchen muss – und wenig sachkundig betrachten kann. Doch das ist vermutlich nicht die Kernabsicht des Autors Denn:

Das Buch wendet sich offenkundig nicht an Personenkreise und Personen, die die Debatte um die Auswirkungen von E-Mailfluten, E-Learning-Varianten, vor allem Micro-Learning und so genanntes Multimediales Lernen (versus Cognitive Load Theorie) und Gaming mitverfolgt haben –als beitragender Experte oder sachlich interessierter Praktiker – , sondern an Betroffene. Dies würde jedenfalls die Art zu schreiben, zu schildern, ferner den Verzicht auf differenzierte Argumentation erklären.

Und es ist gut möglich, dass Betroffene das Büchlein tatsächlich lesen und etwas von den Erklärungen und „Tipps und Tricks“, die ihnen helfen könnten, sich vom Smartphone abzunabeln, im Gedächtnis speichern – selbst dann, wenn sie es in Häppchen lesen. Dazu trägt der Schreibstil bei: Hauptsätze, kurze Sätze; auch der Intellekt wird nicht überfordert dank zahlreicher Wiederholungen, Anekdoten aus dem eigenen Leben des Autors und einiger Freunde; ferner dank der dringlichen Tonlage von Appellen, dem absorbierenden „Wir“ und dank des Ausmalen des Ist-Zustandes, der Erfahrungen eines Lebens mit dem Smartphone, in Beschreibungen, in denen sich eben jene Betroffenen wiederfinden.

Unter anderem die durch Titel angekündigte Ambition, Vorschläge für eine Smartphone-Nutzung zu skizzieren, die der „Interessenkongruenz“ von Arbeitgeber und –nehmer dient, dem persönlichen Leben mehr Flow-Erlebnisse, dem sozialen Miteinander mehr Wertschätzung, dem Geist und der Seele mehr Muße und Langeweile schenken – diese Vorschläge bleiben plakativ und irritieren zuweilen, etwa wenn Google als vorbildhaftes Unternehmen präsentiert wird.

Regina Mahlmann