DVWO Qualitätsmodell
Autor | Michael Steig,Helga Scholz, Renate Richter |
Verlag | sonstige |
STB Verlag
112 Seiten
ISBN 3981001087
Preis: 39,90 Euro
Endlich ist es verfügbar, das Modell zur Trainer-Zertifizierung in Anlehnung an ISO 9001. Das Praxis-Handbuch als Quintessenz eines langjährigen Arbeits-Prozesses, an dem auch GABAL-Mitglieder erheblichen Anteil hatten und haben: Prof. Dr. Hardy Wagner als wissenschaftlicher Begleiter sowie Helga Scholz als Co-Autorin mit besonders weiter führender, kreativer Umsetzung. Und so konnte entstehen, was der Untertitel so zusammen fasst: „Prozesse sowie Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Traineraus- und weiterbildungsinstituten und Trainern“, 110 kompakte Seiten als Orientierungshilfe.
Was ist der Hintergrund? Lassen Sie es uns als Fortsetzung sehen, die Zukunftsfähigkeit für Weiterbildner – nun: weiter zu entwickeln. Ein Schritt war das Forum Werteorientierung in der Weiterbildung (FWW) im DVWO. Siegelträger verpflichten sich, wichtige ethische Ansprüche und Vorgaben einzuhalten – Voraussetzung z.B. Mitglied bei GABAL e.V. werden zu können! Mit der angestrebten Zertifizierung kommt nun Vergleichbarkeit von Qualität und „Leistung“ (neudeutsch „Performance“) dazu, auf die sich Nachfrager von Weiterbildung beziehen können. Was fällt auf, bei der sog. „DVWO-ProzessAcht“?
Das hier präsentierte Modell bezieht die komplette Wertschöpfungskette ein, also über die Trainings-Inhalte hinaus auch Auftragsfindung bis Abrechnung, Erfolgsmessung und ethische Aspekte. Es ist prinzipiell für „Einzelkämpfer“ genauso geeignet wie für große Bildungseinrichtungen mit arbeitsteiligen Abläufen. Und es ist modular aufgebaut, will sagen: Ein Methodenverband übernimmt das Modell 1:1, „übergreifend“ orientierte Verbände (wie GABAL e.V. oder ein BDU) arbeiten mit dem Rahmen des Modells, dessen Inhalte dann von Person zu Person variieren. Hier hat der Zertifizierer beim Audit die Spezifika des einzelnen Trainers und seines Angebots zu berücksichtigen. Ich zitiere (S.69/70):
„Mit der DVWO-ProzessAcht können die geforderten Fähigkeiten und Fertigkeiten klar gegliedert werden… ermöglicht die Synthese aller Ausbildungsinhalte… Der zukünftige Bildungsteilnehmer kann aufgrund der Qualitätskriterien (den Taxonomien der Lern- und Lehrziele sowie den damit verbundenen Qualifikationen der Lehrtrainer) genau feststellen, wie er was von wem und wie viel lernen soll. Darüber hinaus kann er den Grad der zukünftigen Anwendbarkeit des Gelernten klar erkennen…“
Ermöglicht wird dies durch die „Kompetenz-Pyramide“, die drei Seiten klassifiziert (kognitiv nach Bloom, affektiv nach Krathwohl, psychomotorisch nach Dave) und die vierte für eigene Taxonomien frei lässt. Die Begründung ist überzeugend: „Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung belegen die Bedeutung der ganzheitlichen Vorgehensweise beim Lernen… zeigen starke Verknüpfungen von affektiven, kognitiven und psychomotorischen Faktoren.“
Natürlich müssen Sie selbst das Handbuch durcharbeiten, um ein Gefühl für die Anforderungen zu erhalten. Immer voraus gesetzt, Sie haben die Idee, eine Zertifizierung könnte für Sie sinnvoll sein. Dabei mag Ihnen diese Matrix helfen:
Aspekt ++ + o – —
Ihre (potenz.)Kunden: Großunternehmen
Ihre Aufträge kommen von öffentlichen Inst.
Sie planen, Förderungen in Anspruch zu nehmen
Sie gewinnen immer wieder Neukunden
Sie sind relativ neu im Trainings-Business
Sie agieren eher Themen/Branchen-spezifisch
(als Methoden-orientiert)
(++ = absolut zutreffend … — absolut unzutreffend)
Je häufiger Sie „++“ ankreuzen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich Ihre Investition in die Zertifizierung rentiert. Denn das ist der nächste Schritt, wie er bisher nur angedeutet wird (Seiten 87 ff.): Jeder Verband muss für sich und seine Mitglieder die eigentliche Zertifizierung noch entwickeln und in Gesamt-Konzept des DVWO-CERT integrieren. Will sagen: Wer zertifiziert sich bei wem wie häufig (für wie lange Zeit) in welcher Form zu welchen Konditionen? Rechnen Sie mit mehreren Tagen jährlich Aufwand und mit (zumindest erstmalig) deutlich über 1.000 € Investition! Und bis dato spielt für Weiterbildungs-Auftraggeber das Thema „Ist der Trainer zertifiziert?“ noch eine untergeordnete Rolle, so jedenfalls das Ergebnis einer Befragung der bayerischen IHKs: 3,8 % der 1.400 Antwortenden nennen dieses Kriterium, gegenüber Fachkompetenz (73,2%) oder Praxisnähe (61,6%) – zitiert nach Wirtschaft & Weiterbildung 2006-05, Beilage „Regional spezial“, S. 10ff., haben Sie als GABAL-Mitglied ja erhalten…
Fazit? Suchen Sie rasch die Diskussion mit den Initiatoren, um sorgsam abwägen zu können, was für Sie Sinn macht. Dazu haben Sie z.B. im Herbst Gelegenheit: Michael Steig wird beim Jubiläums-Symposium einen Workshop zum Thema „DVWO-Qualitätsmodell Zertifizierung“ leiten. Was wieder zeigt: Ihr GABAL e.V. ist auch im 30. Jahr des Bestehens absolut Zukunfts-orientiert, um so dem Motto „Persönliches Wachstum – Zukunftsfähig durch Weiterbildung“ für seine Mitglieder gerecht zu werden! – Infos und Anmeldung finden Sie hier link!
PS – quasi nach Redaktionsschluss erreicht mich diese Nachricht: Das DVWO-Präsidium hat (mit Datum 28.04.2006) entschieden, kurzfristig auf Basis des Qualitätsmodells eine Personalzertifizierung zu entwickeln. Zu diesem Zweck treten mehrere Gremien und Arbeitskreise zusätzlich Anfang Juli in Göttingen zusammen. Ziel: Auch „… einzelnen Trainern, die kein eigenes QM-System aufbauen wollen oder können… (und) Instituten, die freie Trainer beschäftigen, die ihrerseits (noch) keine Zertfizierung haben“ ein Instrument an die Hand zu geben. Ein Instrument, „verhältnismäßig kostengünstig und eine gute Möglichkeit für „Alte Hasen“, ihre Kompetenz nachzuweisen“. Man darf gespannt sein; GABAL e.V. hält Sie auf dem Laufenden!