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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus ….

Autor Ned Beauman
Verlag DuMont Literatur
ISBN 978-3-8321-9689-9

…zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort“: Der Protagonist „weiß“, das kann gar nicht funktionieren. Ihm geht es darum, jenes Gerät zu perfektionieren, das einige Jahrhunderte früher zu einer Katastrophe mit mehreren Toten geführt hatte – so jedenfalls wird berichtet. Tatsächlich lassen sich mehrere ineinander verschobene Ebenen interpretieren, örtlich wie auch zeitlich: Teleportation in einer Variation könnte ja Zeitreise sein, wie sie theoretisch durch das Nutzen Wurmlöchern möglich scheint. Wo sich auch die Frage stellt: Ist das nun Reise durch die Zeit – durch den Raum – oder in eine andere Dimension, also durch Zeit UND Raum?! Wie auch immer, der Wechsel von Wunsch und Wirklichkeit, der Tanz zwischen Realität und Schein, damit spielt der Autor, der uns erlaubt, ihm auf der Spur des Egon Loeser zu folgen. Der ist eigentlich Zauberer, der einen Trick perfektionieren möchte – und steht plötzlich vor dem Rätsel, dass es Teleportation vielleicht doch geben könnte?! Er selbst wird zum Spielball anderer Akteure, eines jedenfalls – und auch die Vergangenheit ist schließlich nicht mehr die, die sie zu sein schien – oder? Folgen Sie ihm, verfolgen Sie ihn, wenn „der so sex- wie selbstsüchtige Egon geschichtsvergessen seinen Obsessionen in die Absinth-Bars von Paris und die Geheimlabors von Los Angeles“ folgt (Umschlagtext), immer hinter einer Adele Hitler her (weder verwandt noch verschwägert) – und sich immer wieder fragt: „Warum kriegt ein gut aussehender, kluger und vor allem bescheidener Kerl wie er ums Verrecken keine Frau ins Bett? Und was zum Teufel macht Brecht schon wieder hier?“. Ja, Bert Brecht, der ihm immer wieder in die Quere kommt, im Berlin der 1930-er Jahre wie auch anderswo. Treffend vom Verlag auf den Punkt gebracht: „… ein Zukunftsroman aus der Vergangenheit, ein Noir-Roman im Scheinwerferlicht, ein Liebesroman, dem es nur um das Eine geht.“ Schön wortgespielt – und eher das Gegenteil von weichgespült! HPR

Hanspeter Reiter