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Eiffel über Eiffel

Autor Philippe Coupérie-Eiffel
Verlag Olms
ISBN 978-3-283-01238-0

Ein Ur-Ur-Enkel erinnert sich, immerhin fast direkt: Seine Urgroßmutter hatte ihm viel erzählt, eine der Töchter des großen Vorfahren. Und bis in die Jetztzeit spielt das in der Familie Eiffel offenbar eine große Rolle, sich an Gustave zu erinnern, sein Gedenken hoch zu halten. Eine exzellente Basis, dem Leser und Betrachter Zugang zu verschaffen, zu einem wahren Genie aus Architektur und Technik: Reich bebildert ist dieser großformatige Band, mit vielerlei bis dato „verborgenen“ Dokumenten großzügig ausgestattet. Dabei spielt er nur eine bedingte, wenn auch naturgemäß zentrale Rolle, der „Eiffel-Turm“ mitten in Paris. Denn viele Objekte mehr hat dieser ingeniöse Ingenieur geschaffen, teils gegen starke Widerstände. Und für seine Rolle beim Erbauen des Panama-Kanals wurde er abgestraft, brauchte lange, davon Abstand zu gewinnen. Doch in seinen mehr als 90 Jahren Lebenszeit brachte er es zu vielen Auszeichnungen – und zu einer großen Familie, wenn seine Frau auch jung an Tuberkulose starb: Vielleicht ein Grund mehr, sich in große Projekte zu stürzen?! Kurz vor seinem Tod 1923 hat er auch seine Autobiografie fertig stellen können, aus der in diesem Band immer mal Abschnitte zitiert werden (in kursiv gesetzt): Leser erhält also auch O-Ton von Gustave, ergänzt durch Philippe und indirekt anderen Nachfahren, aus seiner Erinnerung oder ihm vorliegender Unterlagen. Doch ist der Band noch viel mehr, verschafft er doch Einblick in gesellschaftliches und technisch-wissenschaftliches Geschehen vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dazu ins erste Viertel des 20. – und somit auch ins Verhältnis von Frankreich und Deutschland, passend zu Eiffel, der Wurzeln in beiden Ländern hatte, aufgrund seiner Vorfahren … In dieser Reihe bei Edition Olms sind u.a. auch erschienen: Hemingway und Proust, jeweils ebenfalls von Nachfahren (mit) herausgegeben und mit Dokumenten versehen. Wunderbar in Beziehung zu setzen zum „Paris-„Roman von Edward Rutherfurd, der dem Eiffel-Turm wie seinem Erbauer damit quasi ein Denkmal gesetzt hat – von mir auch hier rezensiert. Hier wie dort auch „zu Jubiläen“ zu sehen, nämlich 125 Jahre Eiffelturm und 100 Jahre Panama-Kanal im Jahr 2014. Was schon einen Hinweis auf die äußerst lange Lebensspanne gibt, in der Eiffel (erfolgreich) berufstätig war … HPR

Hanspeter Reiter