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Ein anderes Land

Autor James Baldwin
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-28268-0

„Baldwins explizitester, leidenschaftlichster Roman“ wird er genannt, heute so aktuell wie seinerzeit vor 60 Jahren im damaligen US-Amerika: James Baldwin (1924–1987), Ikone der Gleichberechtigung, war der erste Schwarze Künstler auf dem Cover des ›Time Magazine‹. Mit der Neuübersetzung des Romans ›Von dieser Welt‹ startete dtv 2018 die Wiederentdeckung Baldwins in Deutschland. Mit vollem Recht, wie schon diese Geschichte belegt, auf 570 Seiten intensiven Erlebens…

Charaktere der besonderen Art
…beschreibt Baldwin – vielmehr: lässt er entstehen, vor dem inneren Auge seiner Leser. Im Laufe der Erzählung sind unterschiedliche Personen im Fokus, die letztlich immer um den Kern wuseln: „Warum hat Rufus Scott – ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem – sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, einer Liebe, die nicht sein durfte? Verzweifelt sucht Rufus’ Schwester Ida nach einer Erklärung. Aber sie findet nur Wahrheiten, die neue Wunden schlagen, – auch über sich selbst. Wie ihr Bruder war Ida lange bereit, sich selbst zu verleugnen, um ihren Traum zu verwirklichen, den Traum, Sängerin zu werden. Wie ihr Bruder hat sie ihre Wut auf die Weißen, die sie diskriminieren. Bis jetzt. Baldwin verwickelt uns in ein gefährliches Spiel von Liebe und Hass – vor der Kulisse eines Amerikas, das sich selbst in Trümmer legt.“ So dreht sich schließlich die Welt immer weniger „um Rufus“ und immer mehr um seine Schwester. Doch bleiben die Themen die gleichen:

Wer mit wem?
Wie können Schwarze und Weiße miteinander so umgehen, dass sie füreinander da sind und miteinander leben können? Doch neben dem Rassismus-Thema kommt auch jenes sexueller Identitäten ins Spiel, mit allem Frommen und Wehen unterschiedlicher Beziehungen… Nun, ein weites Feld, in einem durchaus gleichen Land statt einem „anderen“, nach dem die meisten Protagonisten sich sehnen, seien sie schwarz oder weiß, schwul oder hetero – oder auch erfolgreich oder hoffnungsvoll erfolglos (Richard und Vivaldo, u.a. S. 168 etc.)… Geschehnisse sind ineinander verwoben genauso wie die Personen, deren Schicksale mit dem der anderen eng verquickt – Abhängigkeiten (von Männern und Frauen und darüber hinaus) führen zu desaströsen Katastrophen… Dem Roman sei ein breites Publikum gegeben! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter