Ein ehrliches Leben
Autor | Joakim Zander |
Verlag | Rowohlt Polaris |
ISBN | 978-3-499-01216-7 |
„Ein Spannungsroman über Wahrheit, Täuschung und die Verlockungen eines Lebens außerhalb des Gesetzes“ – und ein etwas anderer schwedischer Lokalkrimi auf über 400 Seiten, erneut in besonderer Form, wie von mir schon in meiner Besprechung eines früheren Werks von Zander angemerkt, siehe hier: https://www.gabal.de/medien/rezensionen/der-schwimmer/
Banditen oder Anarchisten?
Diese Frage stellt sich dem Protagonisten recht bald im Geschehen, verbrämt durch Fragendieser Art, diskutiert im Haus von Professor Charles (dessen Sicht u.a. S. 226ff.): „Willst du ein ehrliches Leben führen oder spielst du weiter das falsche Spiel der Gesellschaft? Simon möchte alles hinter sich lassen: Die Fesseln der Kleinstadt, in der er aufwuchs, seine Mittelschicht-Herkunft, für die er sich schämt.“ Das poppt vielfach auf (S. 102ff. das arge „Uhren-Spiel“ plus Dialekt-Schichtung, S. 272ff. Halloween – er immer wieder in der Diener-Pose…), auch bei seinem Beobachten wiederum anderer (Kommilitonen), siehe S. 64 Fredde. „Doch als er sich an der juristischen Fakultät in Lund einschreibt, führen ihm seine reichen Kommilitonen deutlich vor Augen, dass nicht für alle die gleichen Regeln gelten. Simons Sehnsucht nach intellektueller Verbundenheit, Authentizität, einem anderen Leben scheint sich erst zu erfüllen, als er auf einer Anti-Nazi-Demonstration in Malmö eine junge Frau kennenlernt. Sie macht ihn mit ihren exzentrischen Freunden bekannt.“ Hmm, exzentrisch? Es geht durchaus um anderes, eher Hedonistisches, wie er nach und nach lernt…
Alles Egoisten oder was?
Durchaus Ich-bezogen ist die „Vierer-Bande“, auf die er sich hier eingelassen hat: „Das Leben der Gruppe basiert auf radikalen und aufregenden Idealen,“ siehe Impulse eines Anarchisten namens Victor Serge (S. 154f. usw.), „aber auch auf Lügen und immensen Risiken. Als Martin merkt, in was sie ihn hineinziehen, ist es bereits zu spät, um auszusteigen. Er ist einer von ihnen, einer der Banditen.“ Als es schließlich um mehr geht als um Diebstahl, einen richtigen Raubzug quasi, der Folgen hat (S. 325ff. usw.) – da versucht er, sich rauszuziehen, ist jedoch in die Enge getrieben: Verliebt sein ist das eine, doch wohin soll das führen? – Gerahmt wird die Ich-Erzählung durch Prolog und Epilog (S. 419ff.), die das Fiktive (noch?) wahrer zu machen scheinen… Der lapidare Berichts-Stil und –Ton nimmt der Story das Thriller-artige, die Dialoge im Gedanken-Austausch bewirken phasenweises Einnehmen einer Meta-Meta-Perspektive, interessant! Gibt Impulse zum Nachdenken… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de