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Ein plötzlicher Todesfall

Autor J.K. Rowling
Verlag Carlsen
ISBN 978-3-55158-888-3

Nach der Serie rund um Harry Potter nun Rowling´s Erstling „für Erwachsene“ – trotzdem bei Carlsen erschienen, der eigentlich Jugendbuch-Verlag ist. Und dafür könnte der „Schinken“ von weit über 500 Seiten auch durchgehen, denn zu den detaillierten Charakter-Studien gehören viele Jugendliche mit pubertären Sicht- und Verhaltensweisen – und diverse Erinnerungen der Erwachsenen an ihre Jugendzeit. Die wird auch der Autorin nachgesagt: Viele Rezensenten rund ums Erscheinen haben dieses Werk eher „durch den Kakao gezogen“. Es berge offenbar autobiografische Erinnerungen an ihre eigene Zeit als allein erziehende Mutter in einer Sozialwohnungs-Siedlung. Tja, und wenn das so ist? Scheinbar geht es bei diesem Roman um (Kommunal-)Politisches, das könnte für einen deutschen Leser alleine schon interessant sein, denn: natürlich spielt´s in England. Also (aus Harry-Potter-Sicht) bei den Muggels – und so führen sie sich denn auch auf: Unverständlich oft für Außenstehende nämlich, dort die Erwachsenen, hier „Zuagroaste“, wie wir in Bayern sagen. Standesdünkel, rassistische Anklänge, Exklusion von Andersartigen – passt irgendwie ins Klischee der ja auch in der EU höchst Eigenständigen Briten. Überraschend, wie wenig langatmig, wie gelungen in der Dramaturgie die Geschichte erzählt wird. Wo doch Thrillerartig-Fantastisches diesem belletristischen Werk völlig abgeht, mit dem J.K. Rowling vorher in sieben Folgen reüssiert war. Menschlich-Allzumenschliches findet Leser hier (nach-)erzählt – und so gesehen ein „modernes Märchen“. Denn auch in den klassischen Sagen und „ferry-tales“ ging es ja um Menschen und den Umgang unter einander und mit Dingen und (manches Mal schwer verständlichen) Geschehnissen. Wobei im Gegensatz zu diesen klassischen Botschaften Rowling´s Buch auf Metaphern verzichtet. Viel Vergnügen beim Lesen – HPR.

Hanspeter Reiter