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Ein Präsident verschwindet

Autor Ralf Langroth
Verlag rororo
ISBN 978-3-499-00477-3

„Historischer Thriller (Die Philipp-Gerber-Romane, Band 2)“ belegt, dass dies eine erfolgreiche Serie geworden sein dürfte: Der Blick ins Geschehen der neuen Bundesrepublik in den 1950er Jahren … Spannend, unterhaltsam, informativ erzählende 360 Seiten, ergänzt um ein erläuterndes und einordnendes Nachwort des Verfassers (S. 361ff.). Dazu die Biografie des im Zentrum stehenden Präsidenten des Verfassungsschutzes.

Ost-West
…ist hier noch durchlässiger als später, was eine durchaus gewichtige Rolle spielt, fürs Geschehen: So ist ein Austausch (auch an Personen) noch eher machbar. Relevant natürlich hierfür: „1954: Über Nacht verschwindet Verfassungsschutzpräsident Otto John – und taucht in Ost-Berlin wieder auf. Wurde er, wie er später behauptet, tatsächlich entführt? Auf Wunsch von Konrad Adenauer übernimmt Philipp Gerber von der Sicherungsgruppe Bonn die Ermittlungen. Gerber hat dem Bundeskanzler schon einmal geholfen, doch diesmal hat er auch ein persönliches Interesse: Seine Geliebte, die Journalistin Eva Herden, ist verschwunden, ein Foto zeigt sie an der Seite von Otto John. Als ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu ermordet wird, der viele Geheimnisse der Polit-Elite kannte, steht Eva unter doppeltem Verdacht: als Mörderin und kommunistische Agentin, die den Mann im Auftrag der Sowjets ausgeschaltet haben soll. Auf der Suche nach Eva und den Beweisen ihrer Unschuld gerät Gerber zwischen die Fronten der Geheimdienste.“ Und bleibt hin und her gerissen, zwischen den Loyalitäten. Natürlich auch dieses Mal (wie im ersten Fall „Die Akte Adenauer“) gezwungener Maßen gegenüber den US-Amerikanern, konkret: deren CIC (s. S. 78f. etc.). So geht´s von Bonn nach Berlin, durchaus Lokalkolorit bietend, nach ersten Mord-Anschlägen in der Hauptstadt. Von West nach Ost, gar ins U-Boot, dem Verhör-Keller von Sowjets und Stasi – und zurück. Gerber lernt Gehlen kennen (und dessen Dienst in Pullach, noch unter US-Ägide), den Rivalen von Otto John, Ex-Nazi wie so viele andere in Adenauers Gilde. (Dessen Replik etwa zu Globke siehe S. 347f.). Ein kritischer Blick also auf jene Zeiten – und auf die davor, etwa zur SS und deren durchaus unterschiedliche Charaktere, wie den des Gerber-Kollegen Sattler (z.B. S. 143). Auf weitere Fortsetzungen darf Leser gespannt sein – und bei dieser Lektüre erst einmal bleiben! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter