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Eine ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten aus dem Grimmschen Wörterbuch

Autor Peter Graf (Hg.)
Verlag Das kulturelle Gedächtnis
ISBN 978-3-423-14707-1

„Eine Blütenlese aus dem Grimmschen Wörterbuch“ verspricht dieses Kompendium – und hält das Versprechen stante pede. Mit einem Füllhorn an Einträgen zum Schmunzeln, Stirnrunzeln – und zu Glückstreffern interessanter Begriffe von vor über 150 Jahren …

Treffer!
Naturgemäß ist das eine willkürliche Auswahl nach dem Gusto des Herausgebers, wie er in seinem Vorwort auch deutlich macht (Zum Gebrauch dieses Buches, S. 4ff.). Ein interessanter Einblick jedenfalls auch in die Arbeitsweise der Grimms seinerzeit: „Im April 1838 beginnt Jacob Grimm mit der Ausarbeitung der ersten Artikel für »Das Deutsche Wörterbuch«, das größte und umfassendste Wörterbuch zur deutschen Sprache. Er wendet sich den Buchstaben A, B, C zu, Bruder Wilhelm steigt beim D in die Arbeit ein – und es beginnt ein lexikographisches Martyrium. Erst 1961 wird das Werk mit Band 32 abgeschlossen, darin zeugen ca. 320.000 Stichwörter auf 34.824 Seiten von einem geradezu unfassbaren Sprachreichtum.“ Wer will, kann also gerne selbst auf die Suche gehen ;-) … Aus einer schieren Überfülle, deren Umfang als umfassend auch der heutige DUDEN bestätigt: „Im Allgemeinen setzt man den Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache auf zwischen 300 000 und 350 000 Wörter (Grundformen) an. Der aktive Wortschatz eines deutschen Durchschnittssprechers wird heute auf 12 000 bis 16 000 Wörter (davon etwa 3 500 Fremdwörter) geschätzt.“ Tja, wer mal seinen Wortschatz erweitern möchte, tue dies z.B. anhand der über 350 Seiten, die hier vorgelegt werden!

Lasse man sich verführen
… einfach durchzublättern, das eine oder andere vertiefend zu lesen. Das geht unterschiedlich, denn da gibt es Zusammensetzungen und Ableitungen von interessanten Wörtern, siehe etwa (S. 92) „Fern“, u.a. mit dem Fernseher, was seinerzeit allerdings das Teleskop meinte (damit etwa ferngedüft, schön!). Oder Bundles anderer Art, siehe Vorsilben wie ent- (S. 81ff., u.a. mit „entfröhlichen“ oder „entlästigen“ als Gegenteil zu belästigen!) – bald gefolgt von er-, dem Gegenteil quasi (S. 83ff., z.B. ergeilen, oha – oder erkosen). Vielerlei längst verschwundene Wörter tun sich also auf – und auch die Buchstaben (und somit Laute!) sind erläutert, jeweils zum Beginn des Kapitels: F z.B. S. 87, mit Hinweisen zur Lautverschiebung – oder das Q (S. 253: „kein teutscher buchstabe“!). Denn „das Grimmsche Wörterbuch ist die Wunderkammer und das Wortgedächtnis der Deutschen Sprache. Peter Graf hat aus diesem Füllhorn eine ungemein anregende und amüsante Auswahl uns unbekannter Wortschönheiten, anzüglicher Kuriositäten und märchenhaft-exotischer Wortkreationen getroffen. Ein herrlicher Rundgang durch das deutsche Wortmuseum, mit so schönen wie selten gebrauchten Wörtern wie Besuchameise, dritthimmelverzückt, firlefanzen, klangklingklunkern, Probegeliebte oder Verdammniswalzer.“ Manche Ballungen finden sich auch als Grafik, eine Art Wortwolke, gar unterschiedlich dargestellt, etwa (S. 138f.) alles rund ums Haus. Wie wär´s denn mit ein wenig Lachen (S. 194, dabei der Lachzahn = die vordersten Schneidezähne, schön!)? Vergnüglich wie informativ! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter