Einführung in die systemische Supervision
Autor | Ebbecke-Nohlen, Andrea |
Verlag | sonstige |
Seiten | 126 Seiten |
ISBN | 978-3-89670-462-7 |
Preis | 12,95 |
Der Begriff Supervision ist wieder vermehrt hörbar, und Veröffentlichungen zu dieser scheinbar im Dornröschenschlaf ruhenden Prinzessin haben diese offenkundig aufgeweckt. Zu diesen Aufweckenden gehört der schmale Band von Andrea Ebbecke-Nohlen.
Zwar nennt sich das Büchlein „Einführung“ – allerdings sollten Lesende bereits über Kenntnisse verfügen; denn für Einsteiger oder Anfänger bleibt aufgrund der äußerst kompakten Darstellung doch die eine oder andere Kurzanmerkung erläuterungsbedürftig. Lesende, die bereits über Erlebnisse und/oder Lektürewissen verfügen, die ihnen die Tätigkeit der Supervision bereits etwas näher gebracht haben, finden einen leichteren Zugang und profitieren von der Darstellung mehr als jene, die mit dem Band ihnen noch fremdes Land betreten.
Die Autorin unternimmt zum einen das, was in fast allen Darstellungen zum Thema zu finden ist: Begriffsklärung und Abgrenzung zu verwandten Tätigkeiten wie etwa dem Coaching.
Weniger üblich ist dagegen die In-Beziehung-Setzung theoretischer Grundlagentheorien zur Praxis des Supervidierens, hier mit dem Fokus all dessen, was in den Kreis oder das Netz des Systemischen und Konstruktivistischen gehört. Darin liegt die Stärke des Buches. Auch diesen Ausführungen folgen jene Lesenden eher, die sich bereits mit den skizzierten Theorien etwas vertraut gemacht haben. Sie entstammen dem vielfältigen Kontinent der Systemischen Theorien, von der Kybernetik bis hin zur Theorien sozialer Systeme, sowie dem Kontinent des Konstruktionismus und Konstruktivismus. Eine intimere Kenntnis dieser Theorien empfiehlt sich nicht nur, um den Abstracts gedanklich folgen zu können und den Nutzen zu verstehen, den die Modelle für die Supervision haben, sondern auch, um die Ausführungen kritisch würdigen und reflektieren zu können. Die Wiedergabe der Modelle ist nicht in jedem Fall über jeden Zweifel erhaben. Bedauerlich ist, dass die Autorin zwar neuere Basiskonzepte nennt, besonders Gender-Studies („Gender-Sensivity“ (S. 55), indes nicht integriert.
Ein dritter Gedankengang widmet sich dem Prozess, einigen Methoden und Vorgehensweisen in der Supervision, unterlegt mit praktischen Beispielen, die vornehmlich Teamsupervisionen entstammen. Ausführlich leitet die Autorin hier die fundamentale Haltung der Allparteilichkeit aus der Konvergenz von Theorie und Praxis ab, ebenso den Modus der Hypothesenbildung und Frageformulierungen sowie der Ethik und dem Ethos des Supervisors. Ausführlicher widmet sie sich der Spielmetaphorik und der Arbeit mit Skulpturen.
Eine eher nebenbei erwähnte Anmerkung: Die Schreibweise „die SupervisorIn“ und „SupervisandIn“ ist beim Lesen ein Stolperstein, dem ich durch Überlesen versuchte, auszuweichen. Auch wenn es Gründe für eine solche Schreibweise gibt, leserfreundlich ist sie nicht.
Insgesamt möchte ich diesen Band zur Lektüre empfehlen. Neulandbetretende werden zwangsläufig durch mentale Fragezeichen auf weitere Literatur und andere Quellen der Erfahrung verwiesen, und bereits Praktizierende erhalten eine dichte und mehrheitlich kundige Zusammenfassung des Wesentlichen, was professionelle Supervision ausmacht: die Paarung von Theorie und Praxis.