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Elementum

Autor Günter Karl Bose
Verlag Wallstein
ISBN 978-3-835-33612-4

„Über Typografie, Bücher und Buchstaben“ untertitelt dieser Band trefflich… Geboten ist eine Geschichte der Schrift – doch zugleich eine der Alfabetisierung der breiten Bevölkerung in Europa (und damit der Kommunikation, unter einander wie „von oben nach unten“). Plus im Grunde auch eine des Buches.

Schriften schneiden, Geschriebenes lesen (können)
Das Handwerkliche stand im Mittelpunkt, doch auch der Leser: Wie lässt sich Geschriebenes / Gedrucktes leicht lesen? Was heute oft ins Hintertreffen gerät, Grafik/Ästhetik dagegen im Fokus steht… Jan Tschichold als wahrer Influencer relevanten Expertentums hat da seinen Beitrag geleistet, obwohl er teils anders argumentiert hat… „Aus der Werkstatt eines der kreativsten und produktivsten Typographen und Buchgestalter unserer Zeit. Der typografische Gebrauch von Schriften ist nichts als ein Spiel mit ihren Ordnungen und Modifikationen, mit der Vagheit der Differenz ihrer Effekte. Noch misst sich die Typografie am Buch. Genau betrachtet aber ist das Buch bereits alt, es ist voller Anmerkungen, Verweise und Glossen. Aus dieser Atmosphäre und der Perspektive des Rückblicks auf die eigene Geschichte bezieht die typografische Arbeit heute die Evidenz ihrer Lebendigkeit und Notwendigkeit. Die Texte in diesem Band liefern keine Lehrsätze und entwickeln keine Programme. Sie diskutieren Lesarten und folgen dabei der Geschichte des Umgangs mit Schrift und Buch von den Anfängen in der Antike bis in die jüngste Vergangenheit.“ Damit auch online gebotene und verfügbare Texte…

Drucken und Lesen
… sind eng miteinander verbunden, so aus Sicht der Hirnforschung – erinnere etwa an die Erkenntnisse der Neuro-Wissenschaftlerin Maryanne Wolf. Aspekte wie Leselinie via Serifen-Schrift-Füßchen sind via Internet-Auftritten inzwischen perdu, wo schlicht serifenlose Schriftarten wie ARIAL Fuß gefasst haben  … Doch das ist Detail – Leser freue sich auf vieles davon und aufs große Ganze: „Neben bisher an verschiedenen Orten publizierten Essays enthält der Band zahlreiche neue Texte. Es finden sich grundlegende Studien zur Materialität der Kommunikation, zur Schriftkultur und -politik wie zur typografischen Praxis, zur typografischen Avantgarde und ihren Vertretern, zur Physiologie des Lesens wie zur Geschichte der Schrift. Boses Erfahrungen aus der Lehre an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und ein Bericht über die Anfänge seiner Arbeit als Verleger in Berlin setzen einen autobiografischen Akzent.“ Vielfach fühlte ich mich an die Zeit erinnert, in der ich „Schrift“ primär als zu verarbeitendes (typo)grafisches Element gesehen habe (auch in diesem Sinne natürlich „grundlegend“, wie der Autor aus dem ursprünglich griechisch gedachten lateinischen Ur-Begriff herleitet): Als kreativer Kopf meiner Werbe-Agentur, seinerzeit auch Mitglied der Typographischen Gesellschaft München, siehe https://tgm-online.de/ – die auch heute noch ein reiches Fortbildungs-Programm bietet. Interessant zudem der weiter gültige Trend zum künstlerisch verbrämten Handschriften, dem „Lettering“ (das es als Bereich der Neunten Kunst auch professionell gibt, bei Comics). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter