Eskapaden

„Der achte Fall für Bruno, Chef de police“ führt die erfolgreiche Reihe rund um Benoit Courrèges fort, im Grunde „von allen“ Bruno genannt. Geschrieben von einem Schotten, der seine „neue Heimat“ im Périgord gefunden hat – und ihr in jedem (Lokal-)Krimi aufs Neue eine Art Denkmal setzt …

Aufs Korn genommen
…kann sich mancher Protagonist vorkommen, besonders in dieser Folge, geht es doch stark ums Jagen: Auch dort mischt Bruno ja mit, in diversen regionalen Jagdvereinen Mitglied ehrenhalber, bestens vernetzt also. Und natürlich geht es ums Essen, Tag für Tag – selten, um den Hunger zu stillen meist: ums Genießen willen. Denn Bruno kann exzellent kochen (und einkochen!), es gibt gar ein eigenes Rezeptbuch für ihn: „Brunos Kochbuch“ … Doch auch das Trinken will bedacht sein: „Das Périgord ist das gastronomische Herzland Frankreichs – neuerdings auch wegen seiner aus historischen Rebsorten gekelterten Weine. Doch die Cuvée Éléonore, mit der die weitverzweigte Familie des Kriegshelden Desaix an ihre ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen will, ist für Bruno, Chef de police, eindeutig zu blutig im Abgang.“ Und schon erkennt Leser: Wie immer geht es um Politik (auch um die „große“, siehe das Geschehen im Hintergrund rund um den Putschversuch gegen Gorbatschow, höchst interessant, S. 244ff. und erneut 300ff.), um Geheimdienste, um alte (und frisch gebliebene) Netzwerke, im Vordergrund das Militär (oder eher im Hintergrund?!). Spannend geschrieben, den Leser in immer neue Volten mitnehmend. Doch bei allem Brutalen (Verletzung, Tod und mehr) immer sanft in der Tonality, vergnüglich und zum Schmunzeln anregend. Gerade dann, wenn Bruno es mal wieder weniger genau nimmt … Dieses Mal geht es zudem ums Ende seiner Beziehung (die sich früh andeutet, deshalb: nix Spoiler!), ums Verführtwerden, um Lokalpolitik (z.B. S. 214f. „… wie man Ratswahlen für sich entscheiden konnte“) – und immer auch um Lehrreiches für Weiterbildner jeglicher Couleur. Hier: Verhandlungs-Taktik, Kommunikation, Diplomatie. Voila! – Übrigens, der neunte Fall heißt „Grand prix“ – was mag wohl das Thema sein  ? HPR

Hanspeter Reiter