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F

Autor Daniel Kehlmann
Verlag rowohlt
ISBN 978-3-498-03544-0

Wird das ein neuer Trend, Buchtitel auf einen Buchstaben zu konzentrieren? Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle „K“ rezensiert, nun folgt (neben anderen) der Buchpreisträger Daniel Kehlmann, mit seinem neuen Opus übrigens auch auf der diesjährigen Shortlist für den Deutschen Buchpreis … F – das steht für Fiktionales, denn darum geht es in diesem Roman: Die vier Protagonisten spielen anderen (und häufig auch sich selbst) etwas vor: Die Zwillinge Eric und Iwan als Investmentbanker bzw. Kunstkritiker, ihr Halbbruder Martin seiner Gemeinde den gläubigen Pfarrer. Der Vater aller drei schließlich hat zweimal seine Familie verlassen – schließlich zu Gunsten des Schreibens, das ihm dann endlich gelingt, mit Erfolg. Seine Bücher – handeln irgendwie immer von Fiktionen. F steht auch für Fatum – und letztlich fürs Fatale: Eric falliert, kann dies allerdings im Rahmen der allgemeinen Finanzkrise so kaschieren, dass er „nur“ bankrott geht. Dabei helfen ihm die Bilder, die sein Bruder ihm offenbar hinterlassen hat, als er spurlos verschwindet. (Leser übrigens erfährt Näheres zum kuriosen Geschehen und versteht deshalb manches besser, was Iwan seltsam vorkommt. Was genau? Selber lesen!) F steht eigentlich für Friedland – nein, nicht das frühere Lager für Ost-Flüchtlinge, das ist der Name der fakenden Familie … Ja, ums Fälschen nämlich geht es bei Iwan, welch Wunder, da es um nachgelassene Kunst geht. Bei ihm funktioniert das besonders raffiniert, wobei ich mich ein wenig an Patricia Highsmith´s Mr. Ripley erinnert fühlte: Auch der hatte u.a. mit Kunstfälschung zu tun … Leser wird durch zwei Erzählebenen geführt, gleiches Geschehen aus der Sicht von jeweils zwei handelnden Personen: So werden diese infolge der Perspektive(n) in ihren Charakteren tatsächlich deutlicher, ihre Handlungen verständlicher und das Ineinandergreifen … hmm: Fantastischer?! Wie auch immer, freuen Sie sich auf ein Lese-Erlebnis besonderer Art. HPR

Hanspeter Reiter