Fehlzeiten-Report 2009

Dieser Band von mehr als 450 Seiten aus dem „wissenschaftlichen Springer-Verlag“ ist viel mehr als das, was der Haupttitel vermuten lässt. Natürlich findet sich ausführliches Zahlenmaterial zu den Fehlzeiten diverser Branchen (auch der Aus- und Weiterbildung übrigens…), nämlich „Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft“. Doch weitaus interessanter sind die Aufsätze des vorderen Teils zu „Arbeit und Psyche: Belastungen reduzieren – Wohlbefinden fördern.“ Da geht es um Therapie und (vor allem!) um Prävention, es geht um psychische Belastungen und ihre Folgen: „Ein Rückgang der Fehlzeiten im Betrieb geht nicht zwangsläufig mit einem hohen Wohlbefinden der Beschäftigten einher, gleichwohl kann Führungskultur, Teamarbeit oder auch Arbeitsplatzsicherheit … der Entstehung psychischer Erkrankungen entgegenwirken.“ (S. V/VI). Für mich neu war etwa der Begriff des „Präsentismus“ (u.a. S. 8f., siehe auch hier weiter unten), dem Präsentsein im Job auch im Fall eigentlicher Erkrankung, mit entsprechend negativer Wirkung…

Einige Stichworte seien aufgeführt, Lesers Appetit anzuregen:

Biologische Grundlagen des psychischen Wohlbefindens (u.a. Gerald Hüther, S. 23ff.), etwa mit (3.5) „Renovation im Frontalhirn – Einstellungen und Haltungen für nachhaltiges Wohlgefühl“.

Präsentismus – Krank zur Arbeit aus Angst vor Arbeitsplatzverlust (S. 93ff.), u.a. mit Vergleich Unternehmen mit /ohne Maßnahmen zur Senkung des Krankenstandes, also einem begründeten Plädoyer…

Förderung des Unternehmenserfolgs und Entfaltung der Mitarbeiter (S. 129ff.) – hier sind wir im Kern der Weiterbildung

Gesundheit als Führungsaufgabe in ergebnisorientiert gesteuerten Arbeitssystemen (S. 147ff.) und Psychische Belastungen reduzieren – die Rolle der Führungskräfte (S. 227ff.)

Konkrete Beispiele aus der Unternehmenspraxis ermöglichen ein Modelling für Unternehmens-Verantwortliche wie Musterbildung für Trainer und Berater. All dies sehr passend zum diesjährigen GABAL-Symposium (30./31. Oktober 2010 in Herne, siehe www.symposium.gabal.de) mit dem Thema „Gesundheit und Weiterbildung: Fitness für Körper, Seele, Geist…“. Dass inzwischen neue Berufsbilderen entstehen, belegt, wie dringend präventiver Umgang mit dem Thema ist, siehe etwa den Sozio-Medizinischen Coach der Köppel-Akademie (EBT) in München.
 

Hanspeter Reiter