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Fern vom Licht des Himmels

Autor Tade Thompson
Verlag Goldkonda
ISBN 978-3-96509-059-0

„Eine meisterhafte Space Opera“ lockt die Rückseiten-Headline. Ja, an die 400 Seiten SciFi vom Feinsten … Da mag manche Erinnerung wach werden, wenn etwa ein Hal mitspielt, der allerdings ein (vermisster) berühmter Mensch ist/war, Vater der Hauptperson Shell. Und doch kommt genau das ins Spiel, eine verrückt auftretende Künstliche Intelligenz, wie sie seinerzeit bei „2001 Odyssee im Weltraum“ als Computer aktiv war – gegen die Menschen…

KI spielt verrückt
Doch was wirklich dahinter steckt, wer, was und warum – das entwickelt sich sorgsam erst im Laufe der Geschichte: „Das Siedlungsschiff Ragtime dockt im Lagos-System an, nachdem es Lichtjahre gereist ist, um eintausend schlafende Seelen in die neue Heimat auf dem Planeten Bloodroot zu bringen. Als Michelle »Shell« Campion, Erste Offizierin der Ragtime, nach zehn Jahren aus dem künstlichen Schlaf aufwacht, muss sie feststellen, dass die kommandierende KI des Schiffs größtenteils außer Betrieb ist und ein Dutzend Passagiere ermordet wurden. Unter Quarantäne gestellt, versucht sie verzweifelt die Kontrolle über das Schiff wiederzuerlangen und herauszufinden, was passiert ist. Dabei wird sie von Rasheed Fin, einen in Ungnade gefallenen Ermittler aus der Kolonie, und seinem künstlichen Partner Salvo unterstützt. Doch langsam kristallisiert sich heraus, dass nicht nur die verbliebenen Passagiere auf dem Schiff um ihr Überleben kämpfen müssen, sondern auch die Kolonie Bloodroot einer tödlichen Bedrohung aus dem All ausgesetzt ist.“ Vielerlei Lebewesen haben also ihren Auftritt, inkl. dem „Onkel“ von Shell – und dessen Tochter, einem Halbwesen, von ihm gezeugt mit einer Lamber: Quasi ein Wechsel-Wesen, wie sie auf Bloodroot immer wieder auftreten (S. 195ff. etc. – sie hat er zu ermitteln, der Fin), in andere Universen verschwindend… Joké kann Lebewesen wieder aufspüren, mit denen sie schon mal im Kontakt war (S. 148), offenbar durch Raum-Grenzen hindurch.

Escape Room?
Der Autor schreibt in seinem Nachwort (S. 375ff.), er habe (meine Worte) eine Escape-Room-Story bringen wollen, wenn auch im Weltraum spielend. So kommt dieser Thriller durchaus daher, in diesem Sinne fast ein Lokalkrimi, nämlich in fernen Welten. Doch spielen Technologie und Auseinandersetzungen zwischen Völkern eine zurück genommene Rolle, wie er auch erläutert: „Tade Thompsons neuer Roman ist gleichzeitig Krimi, Weltraumoper, Gothic-Horror und Survival-Abenteuer, alles neu interpretiert durch die Linse des Afrofuturismus. Ein Buch, das man schon nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen kann!“ So gibt es eine Art Wurmlöcher, die dem rascheren Transport über weite Strecken im Kosmos dienen – oder auch spezielle Antriebe. Doch letztlich geht es vor allem ums Zusammenspiel (oder die Konkurrenz) von Intelligenzen (siehe z.B. S. 87: nachahmen von menschlicher Körpersprache usw.): Mehr oder weniger natürlichen – und künstlichen, wie etwa einem Wolf in einer besonderen Rolle. Nun, HAL lässt tatsächlich grüßen ;-) …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter