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Fiona – Den Toten verpflichtet

Autor Harry Bingham
Verlag rororo
ISBN 978-3-499-29135-7

„Fiona“ ist als Reihen-Titel immer gleich mit betitelt … Ein Charakter, die nahtlos anschließt an etwa Salander: Psychisch angeschlagen bis krank, je nach Definition. Und geradezu genial in dem, was sie professionell tut – zugleich fast soziopathisch. Selten kann Leser eine Entwicklung so exzellent miterleben wie bei Fiona: Reihe mit Sucht-Charakter – eben wegen des Charakters der Hauptdarstellerin: „verletzlich, eigensinnig, genial“, so der Verlag.

Tot oder lebendig?
Das fragt Fi sich immer wieder, leidet (oder litt?) sie doch am Cotard-Syndrom: Glauben, tot zu sein – sehr verkürzt, erläutert wird diese Krankheit am Ende des Bandes ausführlich(er). In den Thrillern rekurriert der Autor immer mal wieder darauf, es gibt auch eine Art Flashback(s), mit denen Leser in diese sehr spezielle Form des Fühlens eingeführt wird. Fiona jedenfalls lebt immer wieder aus, gezwungener Maßen, wie sie mit den Ermordeten fühlt – und empfindet so auch mal eine Art „Rückmeldung“, ein Feedback, während sie ermittelt. Ermittelt hierzu: „Eine ermordete Drogenhure, ermordet in ihrer schmutzigen Wohnung. Neben ihr die furchtbar zugerichtete Leiche ihrer kleinen Tochter. Wer begeht so ein Verbrechen? Bei der Toten wird eine Kreditkarte gefunden. Der Besitzer kam vor Monaten beim Absturz einer Privatmaschine ums Leben. Das Ganze: ein Rätsel.“ Doch da ist noch mehr…

Ineinander verwirbelt
…findet sich viel Persönliches, das parallel abläuft – und durchaus mal in den Fall hinein. Die Familien-Geschichte kommt ins Spiel, der vormals kriminelle Vater – wenn er denn der ihre ist?! Grenzen überschreiten jedenfalls scheint ihr im Blut zu liegen, so oder so: „Die junge Polizistin Fiona Griffith hat eigentlich nichts mit dem Fall zu tun, doch irgendetwas daran lässt sie nicht los und sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Ihren Chef macht sie damit rasend, dabei weiß der noch nicht einmal, wie sehr am Rande der Legalität sie sich bewegt. Denn Fiona ist nicht wie andere Polizisten, sie ist anders als die meisten Menschen. Eine geniale Ermittlerin – und immer kurz vor dem Crash …“. Verwirrt auch durch ihre Gefühle gegenüber einem Kollegen, die sich überraschend entwickeln, beiderseits. Und durchaus intensiver werden, wie dann auch der folgende Roman zeigen wird. Um schon mal vorzugreifen, auf „Das Leben und das Sterben“. Und weiter geht´s darüber hinaus … Spannung pur, in einer Schreibe, die exzellent zum Charakter passt: Teils extrem kurze Sätze, abgehackt, wie Fiona sich fühlt – und womit sie umgehen muss. Leser muss da mit! HPR

Hanspeter Reiter