Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf

Schon der Titel ist sehr provokativ und lässt eine interessante Lektüre vermuten. Dr. Barbara
Schneider stellt die Frage: Wie kommt es, dass das weibliche Geschlecht in Führungspositionen
immer noch selten gesehen wird, obwohl Frauen zwar in Sachen Bildung und Qualifikation
in den letzten Jahren gegenüber Männern enorm aufgeholt und teilweise die Männer überholt
haben? Was sind Ursachen und wo tragen Frauen selbst dazu bei.
Im ersten und zweiten Kapitel beleuchtet Barbara Schneider eine enorme Bandbreite von
Ursachen, die den Weg der Frauen in die Chefetagen behindern. Sie zeigt eine Vielfalt von
Gründen, systemspezifische Zusammenhänge auf, fokussiert dann jedoch den so genannten
Dornröschen-Komplex, den eigenen Anteil der Frauen an der Situation. Sie veranschaulicht
verschiedene Mechanismen und Faktoren, an denen Frauen scheitern. Gleichzeitig werden
immer wieder Hilfestellungen gegeben, was Frau tun kann, um in eine bessere Position zu
kommen. Klar wird, mit Qualifikation allein schafft man das nicht – weiter kommt, wer Kontakte
knüpft, sich geschickt vernetzt, einen Fuß in die Tür setzt, sich bekannt macht, gesehen
und gehört wird.
These ist, zu viele Frauen schlummern im Dornröschenschlaf und warten vergeblich auf ihre
Beförderung, statt endlich aktiv zu werden. Dieses eine Fazit der Analyse – Frauen machen zu
wenig Marketing in eigener Sache – leitet zum dritten Kapitel über.
Barbara Schneider verknüpft in diesen Kapiteln geschickt wissenschaftliches Material mit Praxisbeispielen.
Wer jedoch ein wissenschaftliches Werk erwartet, der ist mit dem Buch nicht
gut bedient. Sie fasst stattdessen locker Untersuchungsergebnissen zusammen und untermauert
sie, kontextbezogen mit sinnvollen Zitaten von verschiedenen weiblichen Persönlichkeiten
– als Praxistipps herausgehoben. Fokussiert auf die männliche und weibliche Sicht unterstützt
sie ihre Aussagen immer wieder mit Zitaten von Frauen und Männern – im Sinne:
„Das sagen Frauen“, „das sagen Männer“. Damit wird jeweils die unterschiedliche Brille deutlich.
Durch diese verschiedenen Ebenen wird das Buch vielfältiger, jeder kann sicher etwas für
sich finden.
Im dritten Kapitel werden die zehn Schritte für ein professionelles Selbstmarketing entwickelt,
das Frauen unterstützen kann, die eigene Karriere entstehen zu lassen. Hier werden
unterschiedliche Aspekte beleuchtet, z. B. Selbstreflexion und –erforschung, Zielentwicklung,
die eigenen Präsentation, das eigene Image überprüfen, Netzwerken, Outfit und typischen
weiblichen Aspekte des Auftretens und auch Gehaltsforderungen. Insgesamt ein unterstützender
Leitfaden für alle Frauen, die ihre Karriere selbst in die Hand nehmen, egal ob angestellt
oder selbstständig.
Im vierten Kapitel wird noch einmal gefragt, ob die Wirtschaft weiblich wird? Hier wird den
Frauen noch ein wenig Mut gemacht, sie aufgefordert, den Mut zu haben, Muster zu durchbrechen:
„It´s a men´s world, but we have all the possibilities to do it our own way“ (von Sahar
Hashemi)
Insgesamt habe ich das Buch mit Freude gelesen. Es ist kurzweilig geschrieben. Viele Punkte
sind nicht völlig neu, sondern entsprechen meinen Erfahrungen, jedoch ist es in seiner Zusammenstellung
sehr anregend geschrieben. Spannend und bereichernd lesen sich die Erfolgstipps
realer Businessfrauen, die es geschafft haben. Abwechslungsreich wird das Buch
vor allem durch die verschiedenen Bausteine von Tipps, Aussagen von Persönlichkeiten,
männliche und weibliche Sichten, Hilfestellungen zum Selbstmarketing. Man könnte zwar auf
die Idee kommen, dass das Buch wesentlich zur Unterstützung des Leitfadens zum Selbstmarketing
geschrieben wurde, dafür gibt es dann doch einige Ideen.
Mir hat das Buch Spaß gemacht, einige Hinweise kann ich sicher gut gebrauchen und einige
Tipps sind auch für meine Coachee sehr hilfreich und werden weiter gegeben.

Christel Freyer