Frauen reden, Männer machen?
Autor | Sridhar, Kishor |
Verlag | GABAL Verlag |
Seiten | 234 |
ISBN | 978-3-86936-796-5 |
Preis | 24,90 |
Sridhar, Kishor: Frauen reden, Männer machen?
Wie wir aus der Klischee-Falle ausbrechen und besser zusammenarbeiten
Offenbach 2017: GABAL – 234 Seiten, 19,90 €
Bei einem Berater, der Unternehmen im Zusammenhang mit „Auswirkungen der Verhaltens-Psychologie im Arbeits-Alltag“ berät, konnte es nicht ausbleiben, dass er sich auch, und sicher intensiv, mit der „naturgegebenen“ Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen beschäftigt. Das Klischee, wie mit Recht im Untertitel bezeichnet und durch das Fragezeichen unterstrichen, ist uralt. Diese Unterschiedlichkeit kommt auch in der Metapher „Männer kommen vom Mars, Frauen von der Venus“ zum Ausdruck. Soweit damit die biologischen Unterscheidungs-Merkmale gekennzeichnet werden, ist dies nachvollziehbar. Keinesfalls zutreffend ist dies jedoch, wenn Frauen und Männer damit generell beschrieben werden sollen. Menschen – Frauen und Männer – verfügen alle über bestimmte Eigenschafts-Bündel bzw. Temperamente, allerdings in individuell unterschiedlicher Intensität.
C. G. Jung spricht allgemein von menschlichen „Präferenzen“ und weist etwa darauf hin, dass Anima und Animus in jedem Menschen vorhanden sind, und zwar auch mit unterschiedlicher Intensität, wie etwa Extraversion und Introversion und auch andere polare Eigenschafts-Bündel, wie Sensitivität vs. Intuition oder auch Urteilen vs. Wahrnehmen.
Bei dem angeblichen Unterscheidungs-Kriterium zwischen Frauen und Männern geht es um die Dimension Denken vs. Fühlen. Beides sind menschliche Charakter-Merkmale – Stärken, deren Intensität individuell ausgeprägt ist: So gibt es „beziehungs-orientierte Männer“, bei denen das Fühlen, die Anima, stärker ist; und es gibt stärker sachorientierte Frauen, bei denen der Animus vorherrscht: Frauen können – abweichend vom Klischee völlig anders sein, etwa bilderbuch-artig einparken, und Männer können großartige Zuhörer sein und sehr viel Empathie ausstrahlen, wobei durchaus geschlechtsspezifische Intensitäten aufgrund einer Jahrtausende alten Umwelt-Prägung nicht überraschend sein sollten.
Der Autor präsentiert nach einer Einführung – Wie unterschiedlich sind wir wirklich? – in weiteren 5 Kapiteln seine Erkenntnisse und Beratungs-Erfahrungen, und zwar „liebenswerte Besonderheiten“, „Tücken“ in der alltäglichen Zusammenarbeit, „Schwierigkeiten“ in der Kommunikation sowie „Besonderheiten“ beim Verkaufen und Verhandeln. Ein besonderes Kapitel ist den Besonderheiten hinsichtlich hierarchischer Beziehungen gewidmet.
Interessant ist: Soweit Unterschiede aufgezeigt werden, sind diese weniger geschlechts-spezifisch als vielmehr dem individuellen Charakter geschuldet. Im Rahmen der von C. G. Jung beeinflussten Persönlichkeits-Typologie könnte man die Unterschiede statt weiblich vs. männlich auch beziehungs- vs. sach-orientiert nennen.
Letztlich geht es jeweils um Präferenzen, ähnlich wie diese etwa Sylvia Löhken in ihren GABAL-Präsentationen mit „Extros und Intros“ unterscheidet.
Erst durch die zusätzliche Beachtung der weiteren essenziellen Dimension – Beziehungs- vs. Sach-Orientierung – wird allerdings das menschliche Potenzial vollständiger abgebildet
Berufstätigen Menschen, vor allem in Führungs-Positionen, bietet der Autor einen wertvollen Ratgeber, und zwar nicht zuletzt auch für eine weitere Zielgruppe: Ehe-Paare und Lebenspartner, und zwar nicht nur für heterogene Paare.
Besonderes Verdienst des Autors ist, aufgezeigt zu haben, wie sich die unterschiedlichen Muster erkennen lassen, die er in seinen 5 Kapiteln bzw. in den präsentierten Bereichen dargestellt hat, und vor allem, wie diese Erkenntnisse optimal – im Sinne von Win / Win – umgesetzt werden können.
Hardy Wagner