Führen mit Emotionaler Kompetenz: Ein betriebspädagogisches Konzept
Autor | Appelmann, Björn |
Verlag | sonstige |
Seiten | 302 Seiten |
ISBN | 978-3763936939 |
Preis | 34,90 |
In dem Buch von Björn Appelmann, offenkundig eine Dissertation (was einige Eindrücke beim Lesen erklären könnte, etwa die etwas ungelenke Sprache, weniger allerdings eine zuweilen etwas vage Stringenz in der Gedankenführung) engagiert sich der Autor sprürbar, emotionale Kompetenz aus unterschiedlichen Perspektiven der philosophischen sowie einiger sozialwissenschaftlicher Theorieströmungen auszuleuchten.
Ein Seufzer sei mir daher erlaubt, der das berühmte „einerseits-andererseits“ zum Ausdruck bringt. Der Autor bettet Terminus und Konzept Emotionaler Kompetenz in einen philosophischen Rahmen (Platon, J.-J. Rousseau), führt ferner anthropologische und sprachwissenschaftliche Überlegungen an. Für den philosophisch-anthropologisch sehr interessierten Leser verweilt diese grundsätzlich breite und durchaus nicht gewöhnliche Annäherung bedauerlicherweise zu sehr im Deskriptiven. Dennoch gilt: In dem „Versuch einer Definition“ der Begriffe Emotion, Kompetenz und Emotionale Kompetenz eröffnet Björn Appelmann einen Zugang, der Begriffe und Konzept aus einer nicht primär pragmatischen Perspektive anleuchtet. Das regt zu einem tieferen Blick an – gerade dann, wenn Lesende mit dem Konzept der Emotionalen Kompetenz arbeiten.
Das Pragmatische, das auf Praxis zielende thematisiert der Autor im dritten Teil des Buches: „Führung in Organisationen, wo er sein „betriebswirtschaftliches Konzept“ herleitet und skizziert, einschließlich der Darstellungen von Übungen, die dabei unterstützen sollen, Soziale Kompetenz lehr- und lernbar zu machen. Dieser Teil scheint mir mehr zu wollen, als der Autor fundiert liefern kann – er liest sich wie ein aus der Ferne geschriebener Text. Artig werden einige Stränge des Diskurses „Führen – Komplexität – Selbstorganisation“ referiert; davon gedanklich bzw. textlich abgekoppelt wird die Liste vermeintlicher, indes gängig formulierter Führungsaufgaben resümiert, um schließlich in die These zu münden, kompetente Führungstätigkeit sei ohne emotionale Kompetenz nicht möglich.
Trotz des Eindrucks einer gewissen Ferne (von Führungsrealitäten und Führungsdiskurs) lohnt sich die Lektüre der Ausführungen. Dies insofern, als der Autor die Hauptkategorien und Kernkriterien emotional kompetenten Handelns auf Zusammenhänge anwendet, die eben dieses Handeln lehr- und lernbar machen können, sowohl im Selbststudium als auch im gemeinsamen Lernen. Der Leser wird diese Erörterungen mit noch mehr Gewinn an Sensibilität und gedanklicher Differenzierung lesen, wenn er die Aufforderung, emotionale Kompetenz auszubilden und anzuwenden, nicht nur an Führungspersonen adressiert versteht, sondern grundsätzlich an Menschen.
Personen in beratenden und therapeutischen Berufen sowie Trainer und Trainerinnen können dieses Buch als Anlass lesen, sich in eines der heute populärsten Konzepte gedanklich und emotional zu vertiefen: zur Überprüfung persönlicher Haltungen, Einstellungen, Überzeugungen, Dispositionen und Umgehensweisen sowie dazu, mit anderen Menschen emotional kompetenter zu interagieren, als auch dazu, die Ausführungen als Sprungbrett für Reflexionen auf der ersten Metaebene, der Ebene zweiter Ordnung, zu nehmen, zum Beispiel im Kontext von Inter- oder Supervision.