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Fünf falsche Fährten

Autor Dorothy L. Sayers
Verlag Wunderlich
ISBN 978-3-8052-0079-0

„Ein Fall für Lord Peter Wimsey, Band 6“ bietet auf deutlich über 450 Seiten und auf den ersten Blick leichte Lektüre – cosy crime eben, zugleich Lokal-Krimi, spielend im südlichen Schottland. Doch die von der Autorin den handelnden Ermittlern in die Dialoge gelegten Theorien haben es in sich, entwickelt aus jenen Fakten, die naturgemäß auch die Leserschaft verfügt: Ergo darf mit überlegt werden  …

Schotten und Engländer
…bieten beim Aufeinandertreffen durchaus interessante interkulturelle Aspekte! Das gilt auch hier: Der sechste Band der Lord Peter Wimsey Reihe in attraktiver Neuausstattung, Hardcover mit Lesebändchen – was eine neue Leserschaft erschließen mag! Darum geht´s, kurz gefasst: „Ein Künstler stürzt von einer Klippe – war es ein Unfall oder Mord? Sechs Mitglieder der Galloway-Künstlerkolonie bereuen seinen Tod nicht und kommen als potenzielle Täter infrage. Lord Peter Wimsey hatte sich eigentlich auf einen geruhsamen Urlaub in schönen schottischen Gefilden gefreut. Er wollte fischen und die gelegentliche Partie Golf spielen. Doch die aufgefundene Leiche macht einen Strich durch seine Pläne, und so kann er nicht anders, als die Spur aufzunehmen. Das Opfer hatte sich bei allen anderen Künstlern unbeliebt gemacht. Es gibt sechs Verdächtige, die ein Motiv haben, aber nur einer kann es gewesen sein.“ Die werden nach und nach „beleuchtet“ und bleiben bis kurz vor Schluss im Fokus der Polizei. Lord Peter wiederum hat schon seinen eigenen Weg, fundierend auf einem fehlenden Teil beim Auffinden der Leiche. Doch das bleibt im Dunkeln, bis er kurz vorm Plot seine eigene Theorie präsentiert. Und die muss natürlich nachgespielt werden, Schritt für Schritt, gar im Angesicht des Täters  …

Ist das Kunst…
…oder kann das weg, fragt sich Leser vielleicht beim einen oder anderen Moment des Malens: Naturgemäß ist bei dieser Lokation viel von Kunst die Schreibe, etwa S. 103 übers Skizzieren und Nachahmen etc. pp. Wimsey jedenfalls scheint einen wichtigen Blickwinkel fürs Bild zu entwickeln… Schön ist auch, wie die Autorin Textsorten variiert: Zum Dialog und zur Erzählung kommen formulierte Berichte (S. 191) und wieder kehrend Zeittafeln für Abläufe (etwa S. 164f.), komplizierte Anschlusszeiten von Zügen inklusive: Fein recherchiert und in die Handlung integriert, z.B. S. 212 bei den Überlegungen eines Polizisten. Forcierte Verhör-Techniken beherrscht Wimsey übrigens auch, seine adelige Kommunikation durchaus mal hintan stellend (S. 247f. etc.). Fein auch, dass der Roman logischer Weise frei ist von modernen Ablenkungen wie Social-media und Handys – ist das Original doch 1931 geschrieben. Die Reihe bietet übrigens neben der genannten Ausstattung auch eine Neu-Übersetzung! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter