Generation MayBe
Autor | Oliver Jeges |
Verlag | Haffmans und Tolkemitt |
ISBN | 978-3- 942-98964-0 |
„Die Signatur einer Epoche“ will der Autor vorlegen, mit direktem Bezug zur Marlboro-Kampagne „Don´t be a maybe“, seinerzeit verboten, weil sie zu nah an der Wirklichkeit sei und damit zum Rauchen verführend – als Nabelschau (s)einer Generation der Beliebigkeit: „Entscheiden vermeiden“ könnte ihr Slogan sein, oder als Affirmation „meid´ den Entscheid!“ (stammt beides von mir J …). Mit seinem Essay 2012 in der WELT traf Jeges offenbar den Nerv der Zeit. „Doch was zeichnet die Generation Maybe aus? Sie strebt nach Glück, Sicherheit und Freiheit. Sie will atomfreien Strom, glückliche Hühner und fairen Kaffee. Ihr Lebensziel ist ein CO2-freier Fußabdruck und die große Selbstverwirklichung. Alles ist ja heute möglich. Das klappt schon, irgendwie. Oder? Doch was nach außen wie ein Segen scheint, ist für diese Generation ein Fluch. Sie ist in Wohlstand gebettet und hat dennoch rasende Existenzängste. Eine Generation hat ihren Kompass verloren und ringt um Orientierung. Weil plötzlich alles möglich ist, sind alle heillos überfordert. Oliver Jeges fühlt in seiner sehr unterhaltsamem und ehrlichen Reportage den 20- bis 35-Jährigen auf den Zahn, mischt sich unter das Partyvolk, Praktikanten, Professoren und Piraten und befragt schonungslos sich selbst, wie er nur zu einem Maybe werden konnte.“ So Autor und Verlag selbst übers Buch. Und er macht sich einerseits Gedanken über das Beliebige, das auch in der Kommunikation dieser Generation (Ma)Y(be) steckt, etwa das Vermeiden von Kontakten beim Müll-Wegbringen, während die Oma mehrfach am Tag Müll runter bringt und auf Zufallstreffen mit Nachbarn hofft. Der Enkel ist statt dessen via FB laufend und intensiv im Kontakt. Andererseits mit schönem Wortspiel auch über alt gewordene Journalisten und Literaten, die „hashtag“ kaum vom „Haschtag“ unterscheiden könnte. Auch hierdurch kommt die „digitale Ambivalenz“ ins Spiel, wie sie u.a. von Prof. Gerald Lemke („Zum Frühstück gibt´s Apps“) eingeführt hat. Mit erfreulich erfrischenden Wortspielen führt Autor Leser durch die von ihm identifizierten „Eckpfeiler“ des Beliebigseins dieser (seiner) Generation, etwa: Alles geht – Ich poste, also bin ich – Wer war dieser Holocaust? – Hogwarts ist überall – Liebe, Sex und Zärtlichkeit – Das Ende der Popkultur – Du bist, was du isst – Moderne Zeiten im Maschinenraum – Politisch korrekt gegen die Gummiwand. Die meinsten dieser Kapitel-Überschriften sprechen für sich: Eingesperrtsein gegenüber „Großer Freiheit“, Veganismus vs. political correctness, Politik und Popkultur: Da ist eine Menge geboten, was zu verarbeiten ist – und manches klarer macht. – Inzwischen wird ja fast mehr über die darauf folgende Generation der „Netizens“ (Generation Z, Generation Games etc.) geredet und geschrieben, manches Mal werden auch beide vermischt. Auch der Herbst-Impulstag von GABAL hatte 2014 das Thema auf dem Programm, in „Weiterbildung – orientiert an Lebensphasen“, mit dem Beitrag von Dr. Regina Mahlmann „Games (Young) People Play“. Clash of Cultures in der Weiterbildung?“, siehe www.impulstage.gabal.de. HPR