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Global Gardening

Autor Christiane Grefe
Verlag Kunstmann
ISBN 978-3-95614-060-0

„Bioökonomie – neuer Raubbau oder Wirtschaftsform der Zukunft?“ wird als Untertitel deutlicher – wobei die „Lösung“ am Schluss der literarischen Reportage durch den Haupttitel ausgedrückt ist. Ein weites Feld, das die Autorin da beackert – hier sozusagen „im Sinne des Wortes“: „Autoreifen aus Löwenzahn, Plastik aus Kartoffeln, Sprit aus Zucker oder Flugkerosin aus Algen: von einer »wissensbasierten Bioökonomie« erhoffen sich deren Förderer Lösungen für die zentrale Frage des 21. Jahrhunderts. Wie können in Zeiten des Klimawandels immer mehr Menschen von immer weniger Ressourcen mit Nahrung, Energie und Materialien zugleich versorgt werden? Dabei konkurrieren Getreide und Futtermittel, Energiepflanzen, Fasern und Naturlandschaften für den Erhalt der Biodiversität schon jetzt um Flächen, Wasser und Boden. Wer in Ministerien, Konzernlaboren und Biotechnologie-Startups nachfragt, stößt auch auf andere Interessen: an neuen Forschungsgeldern, Produktideen, Märkten und der Sicherung der Ressourcen in Entwicklungsländern. In Zukunft soll die synthetische Biologie Lebensformen neu konstruieren. Ist Bioökonomie also ein »totalitärer Ansatz«, wie Kritiker warnen oder sind neue Technologien sinnvoll? Wie müssen sich Handelsregeln, Forschungspolitik und Agrarsubventionen ändern, damit globale Vielfalt erhalten bleibt? Und wer entscheidet darüber? Die Journalistin Christiane Grefe ist diesen Fragen nachgegangen, hat mit Politikern gesprochen, mit Ökologen, Naturschützern und Bauern. In spannenden Reportagen, Streitgesprächen und Analysen zeigt sie die Risiken wie die Chancen der Bioökonomie und wie nötig eine Debatte darüber ist, welche Natur wir in Zukunft wollen.“ Bei vielerlei Beiträgen fühle ich mich an meine „revolutionäre“ Zeit Anfang der 1970-er Jahre erinnert, als wir uns im Arbeitskreis Entwicklungshilfe mit Themen wie Bananen-Monokultur, unfairen Anbau und eben solchen Handel befassten, Überdüngen und „Pflanzenschutz“-Chemie inklusive: Wirklich getan hat sich inzwischen nur, dass Einfluss auf Landwirtschaft noch stärker monopolisiert ist als damals schon, zu Gunsten „uns“ Industrieländern. Wer wieder Zahlen liest, dass nach wir vor Hunderte Millionen Menschen Hunger leiden und parallel dazu rund ¼ verfügbarer Lebensmittel weltweit vernichtet werden, kann sich nur an den Kopf greifen … Dass es anders geht als nur mithilfe von (z.B.) GVO (Gentechnisch Veränderten Organismen) scheinbar bessere Ergebnisse im Anbau zu erzielen, zeigen die Beispiele aus afrikanischen Ländern mit gezielter Kleinbauern-Optimierung, die hoffen lässt (evt. zusammen mit dem Thema Kleinstkredite!). – Mehr als 300 Seiten geballtes Wissen rund um „Bio-Ökonomie“, exzellent recherchiert, verständlich formuliert, spannend aufbereitet: So soll Wissenschafts-Journalismus sein! HPR

Hanspeter Reiter