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Goyas Ungeheuer

Autor Berna Gonzalez Harbour
Verlag Pendragon
ISBN 978-3-86532-730-7

„Comisaria Ruiz ermittelt in Madrid: Ein Goya-Krimi“ nimmt die Leserschaft auf mehr als 450 Seiten mit auf eine tour d´horizon durch Kunstgeschichte, Fokus: Goya. Intensiv (gar extensiv!) recherchiert und mit Abbildungen unterlegt: Ein cross-over von Belletristik und Sachbuch …

Verrückte Genies
…hat die Weltgeschichte wohl schon häufig erlebt, auch und gerade in der Malerei. Offenbar gehört(e) auch Goya dazu. Das jedenfalls stellt die Ermittlerin bald fest, die eigentlich gar nicht ermitteln darf, aufgrund ihrer vorherigen quasi halblegalen Aktivitäten. Doch der Reihe nach: „So hat sich Comisaria María Ruiz ihre Rückkehr nach Madrid nicht vorgestellt  : eine Reihe von seltsamen Tiermorden bringt die Gerüchteküche in der Hauptstadt zum Brodeln. Die Annahme, dass es sich um einen okkulten Ritus handelt, wird schnell verworfen, als kurz darauf an einem Wehr die Leiche der Kunststudentin Sara gefunden wird. Kann es Zufall sein, dass die Szene stark an eine Zeichnung des ­Künstlers Goya erinnert? Comisaria María Ruiz, die sich aufgrund ihrer Suspen­dierung zurückhalten müsste, ist dennoch fest ­entschlossen, den Fall aufzuklären. Hilfe bekommt sie dabei von einem Kellner, einem jugendlichen Ausreißer und einem Journalistenduo“ der eine klassisch, die andere als Bloggerin. „Doch ist ­diese bunt zusammen gewürfelte Gruppe in der Lage, einem gefährlichen Täter das Handwerk zu legen, der vor nichts Halt macht, um seine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen?“ Wow, geschickt konstruiert, diverse Fährten legend und einen starken Plot hinlegend…

Ein paar Stichworte
…mögen zusätzlich Appetit anregen: Da gibt es viele Augen zwinkernde Einblicke in die Atmosphäre in Madrid – und in den Charakter des dortigen Service-Personals (z.B. S. 25ff.), Psychologie des Umgehens damit inkl. Naturgemäß eine Menge Hinweise finden sich auf Goyas Oeuvre, siehe S. 68ff. usw. Plus auf die Unterwelt in Madrid, an Katakomben Roms oder auch in Paris erinnernd (S. 136f. etc.). Wie ist das mit den Decibel am Schießstand, dem Schutz vorm Taubwerden und so? Darum geht es auch, u.a. S. 247f. Sankta Bürokratia gibt´s offenbar außer in Deutschland auch in Spanien mehr als genug, freundlich-kritisch präsentiert etwa S. 352f. Attentate auf Kunstwerke sind u.a. S. 406f. aufgelistet – eine auch und gerade im Herbst 2022 sehr aktuelles Thema, siehe „Kartoffelbrei-Attacke in Potsdam“ (SPIEGEL 27.10.2022 etc.)… Zurück zu Goya konkret: Die Herangehensweise der Autorin an den Stoff inkl. der handelnden Charaktere lernt Leser S. 463ff. in einem Interview näher kennen, fein! – Sehr empfehlenswerte Lektüre für alle, die spannende Handlung und informative Inhalte kombiniert bevorzugen. Dazu möge auch unsereins gehören: Weiterbildner jeglicher Couleur  …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter