Grimms Morde
Autor | Tanja Kinkel |
Verlag | Droemer |
ISBN | 978-3-426-28101-7 |
„Grimms Morde“ – fast schon sophisticated vieldeutig, geht es doch in vielen Märchen der Gebrüder Grimm um genau das: Mord. Weshalb immer schon mal diskutiert wird, ob das die passende Kinder-Lektüre sein kann (was Sie auch für damals bereits diskutiert im Buch finden, quasi Augen zwinkerndes Verbinden zu heute). Und dann das …
Sprache – Märchen – Morde…
Unterhaltsam-leichte Lektüre, spannend mit immer neuen Ideen – und mit vielerlei Einblicke ins Vorgehen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm plus Familie und sonstige Beziehungen: „Der neue historische Roman der Spiegel-Bestsellerautorin Tanja Kinkel führt zurück in das neunzehnte Jahrhundert und verbindet märchenhaftes Setting und historische Spannung mit einer grausamen Mordserie. Rot wie Blut…“. Kommen Sie mit nach „Kassel, 1821: Die ehemalige Mätresse des Landesfürsten wird nach Märchenart bestialisch ermordet. Die einzigen Indizien weisen ausgerechnet auf die Gebrüder Grimm. Weil die Polizei nicht in Adelskreisen ermitteln kann, die sich lieber Bericht erstatten lassen, anstatt Fragen zu beantworten, kommen den Grimms Jenny und Annette von Droste-Hülshoff zur Hilfe. Ein Zitat aus einer der Geschichten, welche die Schwestern zur Märchensammlung der Grimms beigetragen hatten, war bei der Leiche gefunden worden.“ Jacob Grimm muss sich des Verdachts erwehren, selbst der Täter zu sein. Was tun? Nun, wie man das so macht: Selbst ermitteln, Mörder finden!
Ermitteln à la 19. Jahrhundert?
Doch da gibt es Hindernisse, auch persönlicher Natur: „Bei ihrer Suche müssen sich die vier aber auch ihrer Vergangenheit stellen: Vorurteilen, Zuneigung, Liebe – und Hass, und diese Aufgabe ist nicht weniger schwierig. In einer Zeit, wo am Theater in Kassel ein Beifallsverbot erteilt wird, damit Stücke nicht politisch missbraucht werden können, Zensur und Überwachung in deutschen Fürstentümern wieder Einzug halten und von Frauen nur Unterordnung erwartet wird, sind Herz und Verstand gefragt. Geschickt verwebt Tanja Kinkel die privaten Verwicklungen von zwei der berühmtesten Geschwisterpaare der deutschen Literaturgeschichte in ein unglaubliches Verbrechen. Ein Mordsbuch.“ Schön gesagt, denn:
Da ist was drin!
Abgesehen von interessanten Einblicken in Gesellschaft und Politik (plus Kultur) von vor 200 Jahren bietet die Autorin auch dies: Kommunikation mit allen ihren Facetten zu jener Zeit, als Spiel wie Alltag etwa zwischen Frau und Mann – oder zwischen den Ständen. Noch musste das Bürgertum „sich finden“, noch hatte der Adel seine Dünkel. Und gar der Herrscher mit seinen Lakaien, bis hinein in die Polizei … Trainer, Coaches und Berater mögen mit Vergnügen wie Interesse Feinheiten erleben, wie sie heutzutage verloren sind. Hat seine Vorteile … Kommunikation @itsbest, jedenfalls für 1821 … „Sie hatte die Regeln der Sprache so klug gegen ihn gewandt, …dass er, dem Sprache alles war, sich gleichzeitig auch beeindruckt davon fühlte.“ Jacob Grimm nämlich, im Gedankenaustausch mit Annette von Droste-Hülshoff (S. 220). Und worauf die Autorin in ihrem Nachwort ausdrücklich hinweist, hat eben jene in „Judenbuche“ einen Kriminalfall exzellent und einfühlsam in einer Weise nacherzählt, wie er professionellen Ermittlern erst hundert Jahre später „üblich“ wurde. Tanja Kinkel hat dort Geschildertes wie auch Tagebuch-Einträge in „Grimms Morde“ verwoben. HPR