Gute Nacht
Autor | John Verdon |
Verlag | Heyne |
ISBN | 978-3-453-43737-1 |
Einer befreunden Journalistin einen Gefallen tun, das kann kaum schaden, oder? So denkt jedenfalls David Gurney, ehemaliger genialer Ermittler, der sich von den seelischen wie physischen Schäden seines letzten Erfolges auf seiner Farm nahe New York erholt. Eigentlich – denn: denkste, das mit dem Beraten der Journalisten-Tochter für einen mehrteilige TV-Doku über offene Mordfälle erweist sich als genau das, was er nicht wollte: In den nächsten Fall rein rauschen, noch dazu in den des „Guten Hirten“ – schon bald ist dessen eigentlich beenderter Weg mit neuen Leichen gepflastert. Oder wer steckt dahinter und warum? Nach über 600 Seiten kommt die Lösung, und schon wieder ist Gurney knapp dem Tode entronnen … Bis es soweit ist, lernt LeserIn diverse Charaktere kennen – in gewissem Sinne ist dieser Thriller auch so etwas wie eineReise durch die Welt des (US-)Fernsehens: „Wie ein Lehrer, der sich übe reinen scharfsinnigen Schüler freut, deutete Getz auf ihn: „Genau, Nachrichten sind Leben, Leben ist Emotion, Emotion kommt aus dem Bauch … Da geht es nicht um einen steifen Blödmann, der trockene Fakten undZahlen vorliest. Es geht um Konflikte …“ (S. 110) Nachrichten als „Unterhaltung“ also? An anderer Stelle geht es um „Nachahmung“, hier im Zusammenhang mit Mördern – doch interessant sind die folgenden Aussagen auch generell, denn: Nachahmung ist menschlich, siehe Empathie, siehe Spiegelneuronen. „Die wohl aufschlussreichste und am wenigsten wahrgenommene Eigenschaft von Nachahmung ist, dass sie sich gut anfühlt … In allem, was wir tun, liegt eine Neigung zur Wiederholung – weil es sich gut anfühlt … Wir genießen es zu sehen, was wir schon einmal gesehen haben, und zu tun, was wir schon einmal getan haben. Das Gehirn strebt nach Musterresonanz, weil Resonanz Lustgewinn bedeutet.“ (S. 203) Nachahmung ist schließlich auch das, was einen Mörder zum Wiederholungstäter, gar zum Serienmörder macht! Auch über Verhaltungsänderung geht es in diesem Buch, siehe S. 301 „Also stelle Gurney eine Regel auf: Kyle konnte sich jede Musik anöhren, nach der ihm der Sinn stand, aber er musste genauso viel Zeit einem klassischen Komponisten widman. Das hatte einen doppelten Effekt: Zum einen war Kyle weniger der furchtbaren Musik ausgesetzt, die seine jugendlichen Ohren anscheinend anzog, und zum anderen lernte er dadurch Meisterwerke kennen, die er von sich aus nicht angehört hätte.“ Interessant? Vielleicht sogar für Change-Projekte einsetzbar? Sie sehen, mit welchen Augen Sie derlei Belletristisches lesen, kann auch mit selektiver Wahrnehmung zu tun haben – mit professionellem Gewinn für Sie als Trainer, Berater, Coach … Doch aus welcher Perspektive Sie diesen Krimi auch lesen werden, er wird Ihnen gefallen. HPR