Hans Christian Andersen: Poet mit Feder und Schere
Autor | Anne Buschhoff/Detlef Stein (Hg.) |
Verlag | Wienand |
ISBN | 978-3-868-32451-8 |
„Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Bremen 2018“, und zwar noch bis 24.02.2019. Sehenswert schon deshalb, weil die „sinnes-übergreifende“ Kreativität eines Künstlers ja eher selten ist, jedenfalls in heutiger Zeit…
Scherenschnitte: Papierwelt mal anders
…nämlich „Andersen“, eben mal mit Schneiden statt mit Schreiben. Händisch seinerzeit natürlich so oder so … Gattungsgrenzen hat er verworfen (S. 175) – und somit überwunden: „“Die kleine Meerjungfrau“, „Des Kaisers neue Kleider“ oder „Die Prinzessin auf der Erbse“ – mit diesen Märchen erlangte der dänische Dichter Hans Christian Andersen (1805–1875) bereits zu Lebzeiten Berühmtheit. Kaum bekannt ist, dass Andersen auch bildkünstlerisch tätig war. Denn seine feinsinnigen und überraschend modern anmutenden Arbeiten auf Papier verschenkte er nur an Freunde und Bekannte.“ Was bedeutet, dass manches aus diesem Oeuvre verloren gegangen sein dürfte … „Andersens ebenso zauberhafte wie bizarre Papierwelt reicht von radikal reduzierten Landschaftszeichnungen über grotesk anmutende Scherenschnitte bis zu experimentierfreudigen Klecksographien und collagierten Bilderbüchern. Der „andere Andersen“ ist eine künstlerische Entdeckung, zu der auch die Pop-Art Ikone Andy Warhol eine Spur legte: Er hielt Andersen und dessen Scherenschnitte in farbstarken Siebdrucken fest und leistete damit einen illustren Beitrag zu der künstlerischen Andersen-Rezeption, die seit dem frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart anhält.“ Ein ausführliches Kapitel ist deshalb auch der Rezeption des Dichters und Darstellers gewidmet (S. 199ff.).
Alles Bremen!
Dass ausgerechnet dort Andersens Variante bildender Kunst ausgestellt wird, hat schon seinen guten Grund: „Neben Andersens Kunst und deren Rezeption wird die Ausstellung auch die Aufenthalte des Dichters in der Hansestadt Bremen dokumentieren. Vor 175 Jahren kam er zum ersten Mal hierher, auf der Durchreise von Kopenhagen nach Paris. In diesem Zuge besuchte er unter anderem die dritte Ausstellung des Kunstvereins in Bremen. Viele seiner Reiseetappen waren wenig angenehm, über die Hansestadt jedoch heißt es in seinem Tagebuch: „…Bremen tauchte als Oase auf, das machten die freundlichen Gesichter, die ich dort traf“.“ Schön, dass seine visuellen Künste nun dort zu sehen sind!
Einmalige Zusammenstellung
Vieles daraus wird kaum jemals wieder öffentlich zu sehen sein – vielleicht zur 200. Wiederkehr dieses Jubiläums? So kam die Ausstellung zu Stande: „Großzügige Leihgaben aus den Odense City Museums, der Königlichen Bibliothek Kopenhagen, dem Museum Jorn in Silkeborg und aus Privatbesitz ermöglichen die bisher größte Präsentation zum künstlerischen Werk von Hans Christian Andersen in Deutschland. Die Ausstellung findet statt unter der Schirmherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Benedikte zu Dänemark.“ Mit Zeichnungen, Scherenschnitten und Bilderbüchern, das Bildhafte nochmals aufgeteilt: So finden sich auch je eigene Kapitel dazu.
Bild und Text innig verwoben
… lässt fast schon ans Übergehen in ein anderes Genre denken: Comics. Gelungen ist Andersen das naturgemäß besonders gut dort, wo er eben Text und Bild verknüpft: Bilderbuch (S. 175ff.). Dass dies unter „Collagen“ läuft, fügt ein nettes weiteres „Co…“ hinzu … Auch dort geht es um Scherenschnitte und es mangelt an Comic-Aspekten wie Sequenziellem wie auch Sprechblasen. (Wobei, S. 182f. gibt es ein Motiv, das als sequenziell durchgehen könnte, inklusive direkt beim Bild integrierten Text.) Dennoch mag Betrachter sich an Wilhelm Busch erinnern lassen, der zu ähnlicher Zeit (Mitte des 19. Jahrhunderts) tatsächlich die ersten Schritte gen modernem Comic genommen hat… https://www.kunsthalle-bremen.de/view/exhibitions/exb-page/hans-christian-andersen HPR