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Heilen an Leib und Seele

Autor Holger Zaunstöck / Thomas Grunewald (Hg.)
Verlag Franckesche Stiftungen / Harrassowitz
ISBN 978-3-447-11587-2

„Katalog 38“, nämlich zur Ausstellung „Medizin und Hygiene im 18. Jahrhundert“, gezeigt von Mai bis Oktober 2021: Wer interessiert gewesen wäre und sie versäumt hat, kann das Besichtigen quasi nachholen, auf mehr als 300 Seiten.

Body & Soul
…ganzheitlich betrachtet offenbar schon überraschend früh, damit auch im Sinne von Psychosomatik, Seele und Geist vereinend (meine Worte): „Der Katalog dokumentiert die erste große Ausstellung zur Medizin im (Halleschen) Pietismus und ordnet diese durch zahlreiche Forschungsbeiträge umfassend ein. Die Einheit von Körper und Seele sowie eine christliche Lebensführung (und damit das Gemüt) waren die zentralen Koordinaten in der Medizin der Pietisten des 18. Jahrhunderts. Der Körper galt als Werkzeug Gottes in der Welt. Deshalb war es eine fundamentale Pflicht, sich gesund zu halten. Wurde ein Mensch krank, war dies zuallererst als göttlicher Fingerzeig zu verstehen. Die Pietisten entwickelten eine Medizinlehre, die zunächst auf Prävention (Diätetik) und im Krankheitsfall sowohl auf körperliche als auch seelische Therapien setzte. Im traditionellen Medizinverständnis war ein gesunder Körper das Ergebnis eines Gleichgewichts der vier Säfte (Humorallehre), welches wiederum durch ein maßvolles Leben erreicht werden konnte. Dieses Konzept erweiterten die pietistischen Ärzte um den zentralen Aspekt der Frömmigkeit: Ein maßvolles Leben bestand nun nicht allein in der Vermeidung von körperlichen, affektiven und emotionalen Extremen, sondern vor allem in einer christlichen Lebensführung. Zu diesem Zweck wurde in den Franckeschen Stiftungen in Halle eine medizinische Gesamttopografie etabliert mit einem der frühesten Krankenhausbauten für Kinder und Jugendliche überhaupt.“ Ein starker Ein- und Überblick, historisch wie medizinisch höchst interessant…

Inhalte kurz gefasst
…einen ersten Eindruck zu vermitteln, mithilfe der Kapitel-Überschriften: Leib und Seele: Medizin nach 1700 – Gesund bleiben: Diätetik und Affekte im Pietismus – Elementar: Wasserversorgung und Hygiene – Heilungsstätten: Krankenstube, Hospital, Kinderkrankenhaus – Gesund werden: Lernen und therapieren – Stoffe zur Heilung: Alchemie, Pharmazie und Botanik – Betroffen sein: Beobachten, leiden, hoffen – Alles an einem Ort: Gesundheitstopographie in den Franckeschen Stiftungen. So erschließt sich der Leserschaft in unterschiedlichen Perspektiven Status, Entwicklung und Fortschritt… Ausgiebigst bebildert, etwa mit Motiven, die übers eigentliche Thema hinaus interessant sind: Sprechblasen in einer britischen Darstellung zu Diätregeln (S. 85), ziemlich comicesk also! Und specials sind auch enthalten, etwa „Heilpflanzen im Unterricht“ (S. 244ff.). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter