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Heringers Reizwörterbuch

Autor Hans Jürgen Heringer
Verlag sonstige
Seiten 159 Seiten
ISBN 978-3-411-71006-5
Preis 12,95

Als kleines Alterswerk eines besonders bedeutenden Germanisten kommt dieses allgemein bildende Büchlein daher: Hier wird launig und mit gelegentlichem Augenzwinkern Wortgeschichte betrieben, die den Wortschatz durchaus bereichert. Über „Kotze“ hinaus, in der Bedeutung wollenen Überkleides (oder Decke), das mir besonders wegen eines Ganghofer-Zitats auffiel: „Hanspeter war mit einer grauen Lodenkotze zugedeckt.“ Vor „hegemannen“ sollte sich schützen, wer Plagiatsdiskussionen entgehen möchte. Dieses Wort (abgeleitet vom „Fall Hegemann“) ist ein schönes Beispiel dafür, dass der Autor die modernen Medien zu nutzen weiß und er sie in seine Wortvergleiche integriert, hier etwa Twitter und Blogs, ganz dem modernen Anspruch von DUDEN entsprechend, nun im Hause Cornelsen integriert. Wie er Ableitungen und Verbindungen mithilfe von Mindmapping verfolgt, zeigt er mit mehreren Abbildungen, etwa Seite 33, dass „Eimer“ und „Metapher“ sowie „Konferenz“ über gleiches Herkommen eng miteinander verbunden sind …. Zum „Lebkuchen“ hätte ich mir den selten erläuterte „Leberkäs“ gewünscht (in beidem steckt der „Laib“, keineswegs das Leben!). Wie sich Geschichten zur Scheinwahrheit entwickeln, weil sie immer wieder erzählt werden, zeigt sich am „o.k.“ – frei davon, die wahrscheinlichste Ur-Geschichte zu gewichten … Vielerlei Worte lassen sich auf Jiddisch und/oder Rotwelsch zurück verfolgen (Tinnef & Co.). „Verrecken“ nimmt der Autor zum Anlass, Wortspielereien einzuführen (S. 144f.), etwa: Der Turner verreckt – der Anwalt steht vor dem Jüngsten Gericht – der Autohändler kommt unter die Räder usw. Wie Leser sieht, immer Varianten von sterben, eben der Kernbedeutung von „verrecken“ … Erfreut hat mich das Stichwort „Verwelkwissen“ (S. 145f.), bei dem auch ums Entlernen geht – und um Wissen & Wahrheit, etwa via Wikipedia. Doch da mag Leser sich eine eigene Meinung bilden …

Hanspeter Reiter