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Hirnforschung – was kann sie wirklich?

Autor Madeja/Müller-Jung (Hg.)
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-68880-5

„Erfolge, Möglichkeiten und Grenzen“ wollen die Herausgeber ausloten (lassen), unter Einsatz von immerhin anderthalb Dutzend Fachleuten, interdisziplinär: Genau das macht diesen Band so besonders interessant, die vielerlei Perspektiven, alle unter „Neurowissenschaften“ zusammen gefasst. Sie „…geben in verständlicher Form Auskunft darüber, was die Hirnforschung erreicht hat, was sie noch erreichen kann, aber auch, wo sie die Erwartungen aus prinzipiellen Gründen in Zukunft nicht einlösen wird. Das Buch bietet einen aktuellen Überblick über den Stand und die Möglichkeiten der modernen Hirnforschung im Bereich der gesellschaftlich interessierenden Themen. So macht sich Andreas Engel etwa Gedanken darüber, wo das Bewusstsein in unserem Gehirn zu finden ist; Wolf Singer geht der Frage nach, was die Neurowissenschaften zu Kreativität und Kunst zu sagen haben; Hans-Christian Pape beschäftigt sich mit den neuronalen Mechanismen, die Angst erzeugen, aber auch mit den Möglichkeiten, chronische Angst zu therapieren; Gerhard Roth analysiert die Zusammenhänge der Persönlichkeit des Menschen mit seiner Gehirnentwicklung; Nils Birbaumer berichtet über seine Versuche, die Hirnaktivierungen psychopathischer Schwerverbrecher durch Antiaggressionstraining zum Positiven hin zu verändern. Der Band schließt mit einer Kommentierung der Selbstsicht der Hirnforschung durch Vertreter anderer, teilweise auch konkurrierender Disziplinen: der Psychologie (Marianne Leuzinger-Bohleber), Soziologie (Armin Nassehi) und Philosophie (Gert Scobel).“ Wichtiger denn je ist eine solche Bestandsaufnahme „state of the art“, denn noch sind Neurowissenschaften in, stehen jedoch in der Kritik, ist das „Manifest“ deutscher Hirnforscher aus dem Jahr 2004 immerhin schon ein Dutzend Jahre her, wenig sei eingelöst von den damaligen Versprechen. Doch das zielt(e) primär auf das Behandeln von Krankheiten wie Alzheimer. Dennoch ist Entwicklung zu beobachten, nach wie vor, zu vier Bereichen, die in diesem Buch auch adressiert sind: Wie funktioniert es eigentlich im Detail, das menschliche Gehirn? Was kann Hirnforschung beitragen, zum Verständnis des Ich? Störungen der Hirnfunktionen, welche Auswirkungen haben sie? Was kann H. zu gesellschaftlichen Fragen beitragen? Das zeigt, wie weit das Feld sich hinzieht, das zu bestellen ist … HPR

Hanspeter Reiter