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Hochamt in Neapel

Autor Stefan von der Lahr
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-73133-4

„Kriminalroman“ wird dieser 350-Seiter schlicht einem Genre zugeordnet. Dabei ist er weit mehr: In gewissem Sinne Lokal-Krimi (Rom plus Neapel), vor allem ein Kirchen-Thriller (katholisch, Vatikan als eine der relevanten Lokationen). Deshalb ist dieser Kommentar durchaus treffend: „Wie bei Dan Brown, nur viel intelligenter“ (FAZ)…

Kirche und Mafia
…eng vernetzt und sehr miteinander vertraut, das zeigt sich bald und immer wieder aufs Neue. Ach ja, dazu „die Politik“ und auch „die Wirtschaft: Alles ein Dunstkreis, in bella Italia?! Sieht so aus: „Während in den Armenvierteln von Neapel ein stiller Tod seine unschuldigen Opfer sucht, geschehen in Rom brutale Morde. Der römische Comissario Bariello muss feststellen, dass er gegen die Verantwortlichen und ihre Netzwerke kaum ankommt.“ Wobei er durchaus weiß, mit gleichen Waffen zu agieren, sprich: seine eigenen Kontakte spielen zu lassen … „Erst als er dem neapolitanischen Weihbischof Montebello begegnet, der einer archäologischen Sensation und einem kirchengeschichtlichen Skandal auf der Spur ist, lichtet sich der Nebel. Doch je klarer sie beide sehen, umso apokalyptischer erscheint das Ausmaß der Bedrohung. Ein tödlicher Verkehrsunfall in Rom ruft Commissario Bariello auf den Plan, und ein geheimnisvoller Brief im Bistumsarchiv von Neapel lässt Weihbischof Montebello eine archäologische Sensation und einen kirchlichen Skandal erahnen. Die Spuren, die sie verfolgen, führen sie auf die dunkelsten Seiten Italiens. Sie müssen erkennen, dass sie die Interessen ebenso mächtiger wie skrupelloser Kreise gewaltig stören.“ Wow, stark verwoben, die diversen Handlungsstränge! Und es zeigt sich, wie wichtig es ist, wenn unterschiedliche Institutionen wie auch geografisch verteilte Parteien miteinander kommunzieren …

Kooperation vs. Konfrontation
Das ist es, was letztlich hilft, die Fälle zu lösen, wenn auch „Spitz auf Knopf“. Denn „als sich ihre Wege kreuzen und sie zusammenarbeiten, stoßen sie auf eine Verschwörung aus Camorra, Kirche und Kapital. Die meisten Opfer finden sich in den Armenvierteln Neapels, wo in unmittelbarer Nähe zu Kunst, Schönheit und tiefer Frömmigkeit brutale Verbrechen geschehen. Doch dann erkennen Bariello und Montebello, dass die wahre Apokalypse erst noch bevorsteht. So beginnt, noch ehe die Neapolitaner das Blutwunder ihres Stadtheiligen San Gennaro erflehen können, das Blut ganz anderer zu fließen.“ Schön, derlei Innerkirchliches ins Spiel zu bringen! Der Autor ist ein wahrer Kenner der Materie (u.a. promovierter Althistoriker) – und weiß zu schreiben, wie meine Frau angemerkt hat: Weniger ein Fan von Krimis, hat sie diesen gern gelesen – das will wahrlich was heißen! Nun, Stefan von der Lahr ist schließlich auch Lektor – und versteht selbst, entsprechend ein wenig elaboriert zu schreiben – und seine Geschichte entsprechend unterhaltsam und dennoch auf hohem sprachlichem Level zu erzählen. Fein! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter