Ich war Günter Jauchs Punching-Ball!

„Ein Quizshow-Tourist packt aus“, so der Untertitel. Und zwar über weit mehr als nur über „Wer mit Millionär“, zu meiner freudigen Überraschung. Eigentlich hatte ich eine Art Undercover-Mission und deren klandestine Ergebnisse erwartet, doch weit gefehlt: Der Autor ist über die Jahre tatsächlich durch viele Quizshows „gewandert“, kennt sie quasi alle in- und auswendig, so scheint es mir! So darf Leser tatsächlich einen Blick hinter die Kulissen werfen, wie die hintere Umschlagseite vollmundig verspricht. Und zugleich einen hinein in den Kandidaten, der in der einen oder anderen Schilderung durchaus auch für andere stehen (und hier: sprechen) dürfte. Was läuft ab in jemand, der zu einer Quiz-Show eingeladen wird? Vorher, während und danach, je nach dem, wie „es“ gelaufen ist? Wie gehen die Show-Master um, mit den Menschen, mit deren Nervosität? Und es geht auch um die Frage: Wozu det Janze eechentlich? Dazu der Autor (S. 15): „Mit den Quizshows geht die Rechnung endlich auf. Denn diese diffuse Cumuluswolke „Allgemeinbildung“, die seit Schultagen über uns schwebt und immer dicker wird, kann nun abregnen … Das „Prinzip Quiz“ hat den beiden Ansätzen „Lernen für die Schule“ und „Lernen fürs Leben“ eine dritte Nutzanwendung hinzu gefügt: „Lernen als Gewinn“. Und ob man da nun Spaß gewinnt, spannenden Zeitvertreib, Gehirngymnastik gegen Altersdemenz, Bestätigung oder eben 64.000 Euro (oder im Idealfall alles zusammen): Wer spielt, gewinnt eigentlich immer.“ Wer die einzelnen Kapitel mit den minutiös nachvollziehbaren Quizabläufen liest, kann den Eindruck gewinnen, der Mann mache das schon hauptberuflich – kann man davon wirklich leben?? Nicht doch, das ist sein Nebenjob – eigentlich ist er Werbetexter und durchaus auch Buchautor. Sein derzeitiger Verleger übrigens hat ihm viel Geld vermasselt, weil er als Telefonjoker bei „Wer wird Millionär?“ sich als das Gegenteil erwies: Niete. Was allerdings offenbar auch daran lag, dass er für das fragliche Frage-Genre sich vorab keineswegs geoutet hatte … Wie auch immer, Leser gewinnt auch: viel Einblick und Durchblick – und vielleicht die Chance, sich selbst aufzuraffen und bei einem Quiz mitzumachen. VOR der Kamera, wohl gemerkt. Oder Leser gewinnt mehr Lust, mit anderen Augen Quizshows zu erleben … Und Weiterbildner? Gewinnt Einblick in Denk- und Fragestrukturen. Und vielleicht Anregungen, das eine oder andere Quiz-Format einzubauen, in ein Seminar z.B. Achtung, i.A. nur für Wissensabfrage sinnvoll einzusetzen! – HPR

Hanspeter Reiter