Ideen gegen Armut

„Der Reichtum der Dritten Welt“ ist vieles: Ein Plädoyer dafür, Entwicklung aus der Innensicht der Entwicklungs- und Schwellenländer zu betrachten und mitzugehen – Beispielsammlung für innovatives Marketing westlicher (Groß-)Unternehmen in der Dritten Welt – Modelling für Hiesige zur möglichen Übertragung von Konzepten aufs eigene Land. Sich gelegentlich daran zu erinnern, dass eine Vielzahl kleiner Beträge unterm Strich durchaus einen dicken Batzen (Deckungsbeitrag) bedeuten kann, ist für manche SWOT-Analyse oder das eine oder andere Szenario (best case/worst case…) einer alternativen Denke wert! Das haben Internet-Gründer verstanden, die auf Masse in der Nachfrage setzen, um via Cent-Beträge dennoch erkleckliche Gewinne zu erwirtschaften – und manche Medien-Anbieter dito. Weiterbildner denken darüber nach, via Schnupper- und Mini-Einheiten von vielen Geld einzunehmen (siehe die 20-Jahres-Vorschau 2030 in der Jubiläums-Ausgabe von managerSeminare „20 Jahre“ in der September-Ausgabe 2010) statt mit 8-Personen-Präsenz-Seminaren zwar viel pro Nase, jedoch in Summe … mühsam ernährt sich das Eichhörnchen? Das gilt übrigens durchaus auch für Speaker-Events mit Eintrittspreisen von 99 oder 79 € – auch dort macht´s die Masse… Das Buch selbst ist besonders dick geraten, weil der Autor für die deutsche Ausgabe die Fallbeispiele der früheren Auflagen fortgeschrieben und durch Korrespondenz-Interviews mit Repräsentanten zitierter Unternehmen erweitert hat. Im Kern * geht es um jene 4 Milliarden unserer Mitmenschen, die zu den BOPs zählen – jenen, die ganz unten leben, auf der „Bottom of the Pyramid“, mit weniger als 2 US-$ Einkommen täglich. Eine ganze Reihe von Beispielen gibt es, wie viele von Ihnen mit Mikrokrediten eine eigene Existenz aufbauen und wiederum anderen Arbeit und Brot geben, vieles stark vertriebsorientiert. Systeme und Vorgehensweisen, die an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sind, von denen  wir das eine oder andere lernen könn(t)en: So ist „Ideen, die die Welt verändern“ im besten Sinne selbst – Weiterbildung…

Zitiert seien hier die „Zwölf Leitlinien für Innovation in BOP-Märkten“ (S. 98ff.) in Stichworten:
1.Konzentration auf gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
2.Hybridlösungen sind gefordert
3.Lösungen müssen skalierbar sein, der riesigen geografischen Gebiete wegen
4.Alle Neuentwicklungen müssen darauf abzielen, Ressourcen zu sparen
5.Produktentwicklung braucht tiefes Verständnis für Funktionalität
6.Prozessinnovationen sind mindestens so wichtig wie Produktinnovationen
7.Vereinfach als kritischer Faktor
8.Ausbildung der Kunden als Schlüsselfaktor
9.Produkte müssen auch unter härtesten Bedingungen funktionieren
10.Bedieneroberflächen im Fokus: unterschiedlichste Benutzergruppen!
11.Neuentwicklungen müssen beim Kunden ankommen – Vertriebswege
12.Entwicklung von Produkteigenschaften vollzieht sich sehr schnell.
Voila – es folgt „Die Umsetzung“… mit Beispielen und Erläuterungen en detail. Lesenswert!

*C.K. Pralahad hat u.a. zusammen mit Gary Hamel das berühmte Konzept der Kernkompetenzen entwickelt.

Hanspeter Reiter