Im Netz der Lügen

… ist vor allem Wally verstrickt, im Folgeband: „Die Detektivinnen von Nachtigall & Co. – Roman | Der zweite Band rund um zwei starke Frauen im Berlin der bewegten 1960er-Jahre (Carla & Wally ermitteln, Band 2)“ mit viel Zeitgeschichte auf 400 Seiten.

Stasi und Nazis
… mal irgendwie eng verwoben, kurz nach dem Bau der Berliner Mauer, zwischen DDR und BRD. Das sind Thema und Zeit: „Nichts bleibt verborgen – in Berlin, September 1961. In der Detektivagentur Nachtigall & Co. geht es hoch her. Ein scheinbar kleiner Routineauftrag führt dazu, dass die Halbschwestern Carla und Wally im wahrsten Sinn des Wortes über Leichen gehen müssen. Zeitgleich schleppt Tante Lulu eine reiche Klientin an, die den Detektivinnen den Auftrag erteilt, die verstörenden Geheimnisse einer ehemaligen Nazihebamme ans Tageslicht zu bringen. Als diese Klientin ermordet und Lulu verhaftet wird, braucht Carla ihre Schwester mehr denn je, doch die scheint völlig den Verstand verloren zu haben. Doch als Carla herausfindet, warum sich Wally so merkwürdig verhält, ist es längst zu spät. Wallys Geheimnisse könnten sie beide in den Abgrund reißen …“. Doch sie ist kreativ und wagemutig, entwickelt Lösungs-Ideen und versteht es, andere Menschen zu aktivieren: So kommt es zumindest zu einem Teil-happy-ending, soviel sei angedeutet, Spoiler vermeidend…

Urheberrechts-Verletzungen
…mit schlichtem Wechsel des Autoren-Namens vom jüdischen Autor zu einem Nazi-Treuen gab es ja leider tatsächlich (siehe schon ab S. 50f. etc.), worauf die Autorin im Nachwort detailliert eingeht (S. 396ff.), rechte Einflussnahme noch zu BRD-Zeiten inkl., bis hin zu Ku-Klux-Klan-Auftritten (S. 390 und vorher schon). Ansonsten geht es auch ums Leben und Wirken in und mit einer Privat-Detektei, etwa den Aufbau einer Bindung zur neuen Klientin (S. 24f.) oder Name-dropping (S. 90f.), wissenschaftliche Aspekte beim Ermitteln (Tierhaare S. 152f. und später, Rechtsmedizin generell…), in schwierigen Situation auf „Angriff“ setzen (S. 178f.) – beachten des Barnum-Effekts (S. 299): „Menschen neigen dazu, sich mit vagen Aussagen zu identifizieren, so funktionieren Astrologie-Texte“… Vielerlei verborgene Beziehungen gilt es aufzudecken, um nach und nach Licht am Ende des Tunnels zu sehen – und schließlich diverse Knoten aufzulösen. Einiges bleibt in der Schwebe, fein als Cliffhanger fungierend: Leser darf gespannt sein auf Fortsetzung folgt, fein  … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter