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In Zeiten des Todes

Autor Luca D´Andrea
Verlag Tropen
ISBN 978-3-608-50185-8

„Die tödliche Spur des Monsters von Bozen“ bietet als Lokalkrimi weit über 700 Seiten spannende Lektüre!

Recht und Gerechtigkeit
…sind zwei Seiten – einer durchaus unterschiedlichen Medaille, so zeigt sich das jedenfalls in einem Revier mit arg intensivem Korps-Geist, Korruption inklusive: Lässt der Nachwuchs sich einfangen oder hält er durch? Auch für die Leserschaft ist das schwer zu entscheiden – mit schwer ertragbaren Sequenzen inkl.: „Ein Serienmörder bleibt jahrelang unentdeckt. Bis an einem kalten Winterabend die Leiche einer jungen Prostituierten gefunden wird. Der neue Commissario Luther Krupp übernimmt die Ermittlungen. Er will sich nicht an die korrupten Gesetze der Polizei halten. Doch dann stößt er auf die blutige Spur des Monsters von Bozen und gerät immer tiefer in die Schattenseiten der Justiz.“ Und der Polizei, tendieren doch manche Kollegen dazu, Delinquenten eher übergriffig zu „befragen“ (S. 93f., 216f., 654ff. etc.): Will er da wirklich mitspielen? Und seine Kollegin Arianna, die er protegiert (S. 542f. etwa als Beispiel für ihre Gedanken dazu/ihr Gewissen).

Die etwas andere „Gewalt“
…nämlich die vierte, kommt auch ins Spiel, in Person eines ehrgeizigen Journalisten mit Ethik-Vorsätzen, also ähnlich gestrickt: „Als an einem bitterkalten Januarabend die Leiche einer jungen Prostituierten gefunden wird, steht Commissario Luther Krupp vor der größten Herausforderung seiner Karriere. Er ist noch nicht lange im Dienst und im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen hält er sich ans Gesetz. Er will den Fall nicht zu den Akten legen. Zum Glück hat Krupp die unerschrockene Streifenpolizistin Arianna Lici an seiner Seite. Bald wird ihnen klar: Sie sind einem grausamen Serienmörder auf der Spur.“ Gegen den sich die Prostituierten selbst zu schützen versuchen (S. 70ff. usw.), gelegentlich leider konterkariert von Angehören mit „Erziehungs-Drang“ (S. 174). „Damit sind sie nicht allein. Ein junger Reporter der Stadtzeitung beginnt ebenfalls, die Hintergründe des Falls zu recherchieren. Gemeinsam stoßen sie auf eine lange Reihe ungeklärter Mordfälle. Da wird eine zweite junge Frau getötet. Und sie ahnen: In dieser Stadt klafft ein tiefer Abgrund zwischen Recht und Gerechtigkeit.“ Leser findet wechselnde Perspektiven von dreierlei „Gewalten“, nämlich Exekutive (Polizei diverser Bereiche) kombiniert mit Judikative (Staatsanwaltschaft – hmm, plus Politik, siehe S. 307ff. z.B.) – plus die so genannten „vierte Gewalt“, die Presse (Medien), quasi als Investigative-Observative…

Recht und Gesetz
…zu vertreten und gleichzeitig einzuhalten, das fällt manchen Charakteren dieses Thrillers schwer: Krupp wandelt sich im Grunde vom … nun ja, vom Paulus zum Saulus (sic!), dito (und noch weit mehr als er) seine Vize – und in anderer Form auch der Journalist. Was daraus letztlich entsteht, mag die Leserschaft über mehrere zeitlich getrennte Kapitel verfolgen, von 1992 bis 1995 (mit Rückblicken und abschließend einem Epilog-Ausblick). Dazu werden Zeitungs-Berichte „zitiert“ (S. 502f. z.B.) – und auch Ausschnitte aus Verhör-Protokollen gibt´s als weitere Text-Sorte (S. 344 usw.) – und das, was der Commissario sich vorstellt, wenn er sich in die Opfer einzufühlen versucht, etwa beim Verhör eines Verdächtigen (S. 448ff. etc.). – Ein Thriller als Crossover von Lokalkrimi und noir… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter