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Information Graphics

Autor Rendgen/Wiedemann
Verlag Taschen
ISBN 978-3-8365-2879-5

Eine wahre Augenweide! Während die früher schon von mir besprochenen Bände jeweils „eigene“ Info-Grafiken versammelten (ZEIT und FAZ jeweils im Großformat bzw. die der Autoren, allerdings im Taschenbuch-Format; einer der bekanntesten ist übrigens jene Übersetzung von U- und S-Bahn-Linien eine leichte verständliche Flächendarstellung als es die Echtabbildung schafft), bietet der großformatige wie hochvolumige Taschen-Band einen besonders tiefen wie breiten Einblick in ein Genre, das bereits einen eigenen Beruf hervorgebracht hat, den des Daten-Journalisten. Als „Medium der Stunde“ hat die Süddeutsche Zeitung Info-Grafiken bezeichnet, da sie bisher ungeahnte Möglichkeiten böten, „die Datenmassen in den Griff zu bekommen“. Wie vielfältig dies umgesetzt werden kann, findet Leser (Betrachter? Nutzer?) als Füllhorn der Ausprägungen wieder, in 200 Grafik-Projekten, die teils weit ins 20. Jahrhundert zurück reichen (siehe das Beilegeblatt zu Fritz Kahns „Das Leben des Menschen“ aus dem Jahre 1926) oder aus jüngster Zeit stammen (wie das „Frank Zappa Chart“ oder die „Illustration der Shell-Bohrinsel Perdido“, beide aus dem Jahre 2009). Drei Essays von entscheidenden Wegbereitern der Info-Grafiken ergänzen die bildlichen Darstellungen textlich und steigern das Verständnis zur Bedeutung des Genres (Paolo Ciuccarelli, Richard Saul Wurman, Simon Rogers). Komplexe Zusammenhänge verständlich erklären, den Zustand der Welt in vorstellbaren Zahlen auszudrücken, Status-quo wie auch Entwicklungen visualisieren: Derlei kann auch und gerade Beratern wie auch Trainern (Weiterbildnern jeglicher Couleur wie auch Führungskräften und Experten!) helfen, ihre Botschaften gerade dem visuellen Lerntyp einfacher und besser behaltbar näher zu bringen. Suggestopäden sollten große Augen bekommen, wenn sie (Sie?) diesen Band zur Hand nehmen – besser: in beide Hände, der Schwere wegen. Den Siegeszug des Daten-Journalismus forciert hat natürlich, dass immer mehr statistische Erhebungen im Internet abrufbar sind, die dann auch verstanden sein wollen. Auch der „Otto Normalanwender“ ist im Stande, Zahlen-Daten-Fakten (ZDF) grafisch umzusetzen, etwa mithilfe von Excel-Programmen. Der Anschein wissenschaftlicher Basierung wird erweckt, kondensierte Wissensvermittlung ermöglicht: Visualisierung à la carte, und sei es, sich zu bestimmten Kombinationen von Symbolen, Ikons, Clip-Arts, Farben und grafischen Übersetzungen anregen zu lassen. Denn mit einfach mal kopieren ist´s ja nichts: Eine Info-Grafik unterliegt dem © genauso wie geschriebene Texte oder Fotografieren! So gilt auch hier, es geht ums Kapieren, nicht ums Kopieren … Wie stellen Sie Größenverhältnisse dar, bilden Mengen vergleich ab, zeigen Entwicklungen in der Zeit auf? Und selbst wenn Sie einfach Spaß an der Kunst haben, die eine Info-Grafik naturgemäß auch darstellt, hier finden Sie vielfältige Ansätze dieser neuartigen Bildsprache! Den Band sollten Sie sich gönnen, Kollege/Kollegin!

Hanspeter Reiter