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Johann Friedrich Cotta

Autor Bernhard Fischer
Verlag Wallstein
ISBN 978-3-8353-1396-5

„Verleger – Entrepeneur – Politiker“ war dieser wahrhaft vielseitige Unternehmer, von dem sein Autor Goethe durchaus begeistert war. In diesem Sinne also auch eine Art Universalist, wie eben Goethe noch einer sein konnte (oder Generalist?), siehe seine Tätigkeiten für den sächsischen König im Bergwerk-Wesen oder seine Farbenlehre. Fast ein halbes Jahrhundert hat er gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen begleitet, erlebt und beeinflusst. In diese Zeit fielen etwa die Französische Revolution und Napoleon und Verfassungskämpfe in Deutschland, das allerdings als Nation noch weit entfernt war. So ist dies zwar eine Biografie, doch darüber hinaus ein Werk zu wirtschaftlicher wie politischer Geschichte um die bedeutungsvolle Wende 18. Zum 19. Jahrhundert, auf 850 Seiten, dazu ein Apparat von weiteren 100 Seiten. Unterhaltsame wie informative Lektüre als Quelle für vielerlei Erkenntnis, etwa zu den Umbrüchen im Druckgewerbe wie verlegerischen und vertreibenden Buchhandel. So fasst der Verlag zusammen: „Man nannte ihn den »Napoleon des deutschen Buchhandels«. Johann Friedrich Cotta, ein Jurist mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Interesse und Talent, war ein Quereinsteiger: 1787 kaufte er die Tübinger J. G. Cotta`sche Buchhandlung von seinem Vater und machte in wenigen Jahren mit Genie und Tatkraft aus einem provinziellen Universitätsverlag den bedeutendsten Universalverlag seiner Zeit. Herzstück war der »Klassikerverlag« mit den Werken Goethes und Schillers, dazu verlegte er über 60 Zeitungen und Zeitschriften und betrieb einen Kunst- und Landkartenverlag. Mit großzügigen Honoraren und zukunftsweisenden Verträgen war er ein Vorkämpfer der Autorenrechte. Er wirkte für Reformen des Buchhandels und agierte als »Deputierter« des deutschen Buchhandels auf dem Wiener Kongress gegen den »Nachdruck« und für »Pressfreiheit«. … Cotta war ein Pionier der öffentlichen Meinung, der deutschen »Nationalliteratur« wie der wissenschaftlichen und industriellen Revolution. Gleichzeitig wird aber auch ein kritischer Blick auf Cottas komplizierten, von Eitelkeit und mancher inneren Unsicherheit geprägten Charakter geworfen.“ Also natürlich sehr auf die Person bezogen, in all dem ihn beeinflussenden Umfeld. Heute würden die Medien wohl als erfolgreiche Kombination aus Visionär und Macher kennzeichnen, alles zu seiner Zeit. Wie durchaus üblich, erscheint dieses große Werk in einem anderen als dem „eigenen“ Verlag, der heute als Klett-Cotta unterwegs ist. HPR

Hanspeter Reiter