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JPod

Autor Douglas Coupland
Verlag sonstige
ISBN 978-3-608-50103-2

Dachte zuerst, Coupland nimmt sich des Lebens rund um iPod, iPhone und iPad an – jedoch durchaus anders: Es geht um Games-Programmierer. Original bereits im Jahr 2006 erschienen, gibt´s den Roman erst jetzt in deutscher Übersetzung – und doch überraschend aktuell wie genial! Schön, wie der Autor in gewohnter Manier das Medium für seine Erzählung vereinnahmt – und selbst gleich mit verarbeitet, mit einem Projekt und einer Rolle (wie im Stile von Hitchcock in seinen Filmen – doch: weit darüber hinaus J …). JPod ist der Bienenstock mit Waben eines Gamer-Teams, das ursprünglich aus lauter J-Mitgliedern bestand (Jack, John, Janice …). Das ist zwar einige Zeit her, doch der Name ist geblieben. Was geschieht, erinnert stark an Abläufe in Computer-Games – und nimmt zugleich Branche und Generation aufs Korn wie auch auf die Schippe. Während einerseits die Protagonisten mehr mit sich selbst, Spielereien (wie „die ersten 100.000 Stellen von Pi – darin versteckt meine Telefon-Nummer – wer sie zuerst findet, kriegt diese Tüte Chips“ – und die werden auch noch abgedruckt) und der eigenen Familie beschäftigt sind, gibt es dann wieder Phasen extremer Beschleunigung im Ablauf, typisch für Games. Natürlich kommt China ins Spiel, dazu Drogen und Fast-Food, Immobilien und Midlife-Crisis … Pi gleicht übrigens einer Obsession für einige der Beteiligten, siehe auch S. 375: „Pi ist im Grunde eine Reihe zufälliger Zahlen. Aber hier ein Fun Fact: Die Wahrscheinlichkeit, unter den ersten hundert Millionen Ziffern von Pi die eigene Telefonnummer zu finden – ohne Vorwahl – liegt bei 99,997 Prozent.“ Schau an, hätten Sie´s gewusst? Ein exzellentes Zeichen dafür, dass das Programmieren von Computerspielen zwar irgendwie was mit Vergnügen zu tun hat, vor allem aber dies ist: Technik! Entsprechend gibt es grafisch unterschiedlich aufbereitete „Zitate“ wie Listen, Headlines und auch Gedanken-Konstrukte: Der Autor spielt, mit Inhalten wie Lesern. Bis hin zu einer Art „In-Game-Advertising“: Hat Toblerone evt. dafür bezahlt, mehrfach in der Handlung vorzukommen? – HPR

Hanspeter Reiter