K

Ein wenig lapidar, „K“ als Roman-Titel? Dieses K begleitet illustrierend den Leser durch die einzelnen Teile – und bröckelt immer mehr ab. Kennzeichnend, was mit der Hauptperson geschieht, auch ein „K“ – Serge Karrefax. Wobei der Titel im englischen Original „C“ ist, der Name aber ein K trägt … Wie auch immer, ihn begleitet der Leser von der Geburt bis in den Tod, von Kappe (die er als Frischgeborener trägt: Fruchtblase!) über Krieg und Kollision schließlich zu Kammer. Von 1898 hinein in den Ersten Weltkrieg, mit einem Durchleben technologischer Sprünge, gedacht allerdings weniger als historischer denn als Bildungsroman zum Werden und Gehen von Serge, in einem Zeitalter voller „Obsessionen, Ängste und Wahrheiten“ (Umschlag). Dabei begleitet er lange seinen Vater, der besessen ist davon, Nachrichten in die Ferne zu schicken und von dort zu empfangen, jedoch immer einen Schritt hinter Anderen zurück, die schneller sind als er mit seinen Experimenten und Erfindungen: „Stell dir vor, vertraut er sich Serge an und senkt dabei die Stimme, als würden sie belauscht, stell dir das doch mal vor: Wenn alle aufwühlenden oder schmerzlichen Ereignisse der Geschichte ähnlich messbare Wellen in den Äther geschickt haben – Mensch, dann könnten die Schlacht von Hastings empfangen, die Not des niedergestochenen Cäsars miterleben oder die Pein des heiligen Antonius während seiner großen Versuchung. All das könnte immer noch geschehen, in diesem Augenblick, um uns herum.“ (S. 301) Zur Vielfalt des C (bzw. im Deutschen: K) äußert sich in einem Nachwort auch der Übersetzer, der dem Leser damit zugleich eine Interpretation mitgibt: „Jede Bedeutungsschicht verwebt sich mit anderen Bedeutungsschichten und kann im Leser eine schon fast süchtig machende Lust auf Spurensuche auslösen. Spuren, die auch über den Roman hinaus auf viele Werke der Weltliteratur verweisen …“ (S. 472f.) In diesem Sinne, lassen Sie sich überraschen, anregen und „vergnügen“ … – HPR

Hanspeter Reiter