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Karl May: Brückenbauer zwischen den Kulturen

Autor Wolfram Pyta
Verlag sonstige
Seiten 216 Seiten
ISBN 978-3-643-10943-9
Preis 24,90

Nach langen Jahren habe ich mich mal wieder ans Thema „Karl May“ rangewagt: In jungen Zeiten habe ich die Bände verschlungen; vom Vater geerbt, stehen sie nun bei meinem Bruder. Mit Interesse hatte ich schon zu Studienzeiten (Finnougristik) entdeckt, dass der sehr polarisierende Schriftsteller jedenfalls bestens recherchiert hat, um seinen vielerorts spielenden ? Abenteuer-Romanen das passende „Outfit“ zu geben, siehe lappische Sprachzitate (samisch, eine uralische, wenn nicht sogar finnisch-ugrische Sprache). Später haben mich Bücher über Karl May interessiert, siehe etwa Arno Schmidt´s „Sitara und der Weg dorthin“ und andere. In diesem Reader nun werden diverse Perspektiven eingenommen, der Bedeutung und dem Wesen des häufig umstrittenen Autors und Friedensaktivisten. In eine Reihe gestellt findet er sich etwa mit Paul de Lagarde und Friedrisch Nietzsche, der wie er von den Nazis einvernommen wurde. Medienwirkung zu Anfang des 20. Jahrhunderts findet sich analysiert, anhand des „May-Skandals“ rund um seine ausgegrabene kriminelle (kriminalisierte?) Vergangenheit – oder/und auch im Verhältnis der damaligen Friedensbewegung zu ihm. Primär literaturwissenschaftlich ausgerichtete Aufsätze analysieren seine inhaltlichen Bezüge zur Weimarer Klassik einerseits und zu den Abenteuer-Geschichten deutsch-amerikanischer Schriftsteller (Gerstenberg!) andererseits. Sein Islambild ist thematisiert wie auch das zeitgenössische Orient-Bild generell. Der Blick gilt Amerika (Indianer!) wie auch seiner Heimatgegend, in der ebenfalls eine Reihe von Romanen spielt, ganz dem Aufarbeiten seiner Vergangenheit entsprechend. Ist es so, dass Karl May erheblich zu einem zwar romantisierten, dennoch sehr aufgeschlossen-positivem Bild „des Indianers“ in Deutschland beigetragen hat? Lesenswert aus vielseitiger Motivation: Unterhaltsam, informativ, weiterführend. Für alle Jugend-Karl-May-Leser genauso wie für Verweigerer …

Hanspeter Reiter